www.becaptain.eu heißt das neue Personalwerbeportal für die Binnenschifffahrt. Es steht unter dem Motto „Binnenschiffer: Deine Freiheit, dein Traum, dein Job!“ Ein Traum ist die neue Internet-Präsenz allerdings nicht, denn modernes Internet sieht anders aus.
Vorweg gesagt: Das Engagement der Verbände ist zu begrüßen. Es ist richtig und notwendig, dass die Binnenschifffahrt etwas tun muss, um stärker auf dem Arbeitsmarkt wahrgenommen zu werden. Dazu ist eine Webseite – sofern ausreichend beworben und frequentiert – auch ein gutes Mittel.
Fotograf und Texter haben auf becaptain.eu auch gute Arbeit geleistet: Technisch einwandfreie Bilder zeigen schöne und menschliche Motive, die vorhandenen Inhalte bieten möglichen Ausbildungsbetrieben, potenziellen Bewerbern und Praktikumsinteressenten eine fundierte Grundlage zur Entscheidungsfindung. Der Slogan „Be your own captain“ ist von starkem, internationalem Charakter.
Aufsstiegschancen auf rostigen Decks?
Die Darreichungsform lässt allerdings zu wünschen übrig. So verbergen sich hinter den meisten Links lediglich PDF-Druckvorlagen für die später erhältlichen Flyer. Bildschirmgerechte Präsentation, Videos, Interaktive Inhalte oder Social-Media-Vernetzung? Fehlanzeige. Dass zum Aussendezeitpunkt der Pressemitteilung weder die Linkliste funktioniert noch die Bildergalerie in dem weit verbreiteten Firefox-Browser darstellbar ist, ist traurig.
Der optische Rahmen aus Nieten, rotbraunen Metallplatten und rostzerfressenen Kanten wirkt zwar recht schiffig, trägt aber ein Image zur Schau, dass die Binnenschifffahrt doch eigentlich loswerden will. Zwar sind die Geschmäcker der einzelnen Rezipienten verschieden, aber diese unterschwellige Botschaft passt nicht zu einer Branche mit hervorragenden Entwicklungschancen und Aufstiegsperspektiven. Dass es zwischen Konstantza und Rotterdam mit hochglanzpoliertem Stahl, frischem Lack an der Bordwand und edlen Hölzern im Innenraum auch hochmodern zugeht, zeigen wenigstens die Fotos.
Blick über den Tellerrand
Wie man Jugendliche zeitgemäßer anspricht, zeigt etwa die Website der Vorarlberger Elektro- und Metallindustrie oder das Portal des deutschen Handwerks – auch wenn diese wohl in einer anderen Budget-Liga spielen. Ähnlich dem dort zu findenden „Berufe-Checker“ hätte es auf becaptain.eu wenigstens einen Online-Assistenten oder einen Test-Fragebogen nach dem Motto „Hast du das Zeug zum Binnenschiffer?“ geben können. Eine Ansprache der Eltern als Berufswahl-Motivator findet ebenfalls nicht statt.
„Better Practice“
Mit ihrem Youtube-Videowettbewerb unter der Marke „Be your own captain“ machen die Niederländer vor, wie eine virale und günstige Kampagne funktioniert: Die Jugendlichen verbreiten die Beiträge selbst unter Freunden und Bekannten, um mit möglichst vielen positiven Bewertungen den Wettbewerb zu gewinnen.
Schade, dass dieses Gewinnspiel nicht mehrsprachig und unter gemeinsamem Dach auf becaptain.eu läuft – zumal internationale Teilnahme nicht ausgeschlossen ist und auf der nierderländischen Website offizielle Informationen für Berufsinteressierte fehlen.
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