In Duisburg haben am 16. Juni mehrere Dutzend Schiffsjungen und -Mädchen gegen die Entlassung eines Steuermanns demonstriert, der auf dem Schulschiff „Rhein“ arbeitete. Friedlich versammelten sich die Angehörigen des Kurses 256 vor dem Haus Rhein, um einen Protestbrief an die Geschäftsleitung des Bundesverbandes der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB) zu übergeben.
Der betreffende ehemalige Marineausbilder hatte kurz zuvor seine Kündigung erhalten und war binnen weniger Tage von seinen Aufgaben freigestellt worden. Für die Lehrgangsteilnehmer unverständlich, wie der Brief verdeutlicht: Sie sahen in dem seit zwei Jahren auf dem Schulschiff tätigen Steuermann das einzige Teammitglied, das die Jugendlichen sowohl vertrauensvoll betreuen und fachlich anleiten, als auch die Ordnung aufrecht erhalten konnte. Ein zweiter Steuermann hatte bereits im April nach acht Jahren gekündigt, worauf der BDB einen Nachfolger suchte.
Unterredung im kleinen Kreis
Den nun an BDB-Geschäftsführer Jens Schwanen übergebenen Brief hatten nach Auskunft der Protestierenden über 80 der mehr als 100 Lehrgangsteilnehmer unterschrieben. Ursprünglich war geplant, den Brief vor dem Gebäude zu überreichen. Stattdessen gab es eine dreistündige Unterredung in der Geschäftsstelle, an der zwei Kursvertreter sowie Jens Schwanen und Erwin Spitzer teilnahmen.
„Wir haben nicht damit gerechnet, die Kündigung rückgängig machen zu können. Es kann aber nicht sein, dass ein Einzelner das Ganze zusammenhalten muss“, so eine Kursvertreterin gegenüber Bonapart. „Gemeinsam mit Herrn Schwanen haben wir nach Lösungen gesucht und hoffen, dass sich die Bedingungen auf dem Schulschiff für den nächsten Kurs verbessern.“
Schwanen zeigte sich beeindruckt von der solidarischen Aktion des Kurses und dem Engagement seiner Vertreter, hielt jedoch an der Kündigung fest. „Leichtfertig getroffen habe ich die Entscheidung nicht. Ich weiß sowohl um die Fähigkeiten des betreffenden Mitarbeiters im Umgang mit den jungen Leuten, als auch um die schwierige Personalsituation für einer solchen Stelle“, so der BDB-Geschäftsführer, der als Arbeitgeber nicht zu sehr ins Detail gehen wollte.
In jedem Fall habe er viel aus dem Gespräch mitgenommen. „Künftig müssen wir stärker auf die Bedürfnisse der Gruppe eingehen. Auch wollen wir die Zusammenarbeit mit den Schiffergemeinden intensivieren, um eine bessere Betreuung während der Freizeit sicherstellen zu können“, so Schwanen. An der Kundgebung hatten nach Polizeiangaben rund 40, nach Angaben der Veranstalter rund 70 Schiffsjungen und -Mädchen teilgenommen.
Bleibender Eindruck
Die Mehrzahl der Auszubildenden wohnt während des dreimonatigen Blockunterrichts am Schifferberufskolleg auf dem vom BDB getragenen Schulschiff, wo sie auch Verpflegung und praktische Unterrichtseinheiten erhalten. Zahlreiche Kommentare in Foren und sozialen Netzwerken zeugen über die Jahre davon, dass die Zeit in der schwimmenden Gemeinschaftsunterkunft bei Allen bleibende Erinnerungen hinterlässt – positive wie auch negative.
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