Anfang August hat die Neue Triton Schiffswerft GmbH Insolvenz angemeldet. Dafür und für den finanziellen Schaden bei 26 Zulieferern macht Petronella Jacobs nun den Auftraggeber eines Doppelhüllen-Umbaus verantwortlich: Am 29. September verteilte die Werftchefin auf der Binnenschifffahrtsmesse in Kalkar eine „Anklageschrift“. Die betroffene Erik Walther GmbH sieht die Beweislage eindeutig auf ihrer Seite und will die Rufschädigung nicht hinnehmen. Rechtliche Schritte folgen.
Jürgen Rehl ist erschüttert. Was der Geschäftsführer des Mineralöl- und Tankschifffahrtsunternehmens aus Schweinfurt auf dem achtseitigen Papier zu lesen bekommt, entbehrt aus seiner Sicht jeglicher Grundlage: „Wiederholt und bewusst“ habe sein Unternehmen „mit skrupellosem Geschäftsgebaren die Schädigung von beauftragten Lieferanten und Sub-Unternehmern in Kauf genommen,“ Mehrkosten und Schlussrechnung seien trotz Auftragserfüllung nicht gezahlt worden, steht es dort geschrieben.
„Vorgang dokumentiert“
Das im konkreten Fall betroffene TMS „Friedrich Rückert“ sei nach qualitativ hochwertigen Umbauarbeiten mit Bestätigung von offizieller Seite und Klassifikationsgesellschaft seit Anfang Juni wieder in Fahrt und erwirtschafte Umsätze, schreibt die Werft. Rehl dagegen versichert, das Tankmotorschiff sei noch immer mit etlichen Mängeln behaftet, das schriftlich fixierte Leistungssoll nachweislich nicht erfüllt.
Tatsächlich sei die Zahlung der auf einem Notarandenkonto hinterlegten Schlussrate von 107.100 Euro an klar definierte Voraussetzungen geknüpft, so Rehl. Ebenfalls bestehe eine notarielle Treuhandvereinbarung. Die Werft habe sich darin verpflichtet, hinsichtlich der von ihr vorgetragenen Mehrkostenansprüche keinerlei Zurückbehaltungsrechte geltend zu machen. Inzwischen belaufen sich die Gegenforderungen von Erik Walther an die Neue Triton Werft einschließlich Vertragsstrafe und Ausfallkosten auf 467.000 Euro, so die Auskunft.
Ruf- und Kreditschädigung nicht hinnehmen
Bereits im Juni habe die Werft versucht, den Auftraggeber mit unwahren Behauptungen in Misskredit zu bringen, berichtete Rehl gegenüber Bonapart. Daraufhin habe man die Werftchefin Ende Juni aufgefordert, eine strafbewehrte Unterwerfungserklärung abzugeben. Nach dem ergebnislosen Verstreichen der Frist habe man am 6. August eine Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft Duisburg eingereicht. Die Geschäftsführung von Erik Walther will das aktuell verbreitete Schreiben der Staatsanwaltschaft ebenfalls melden und wahrscheinlich auch eine einstweilige Verfügung beantragen.
Zulieferer ungefragt vor den Karren gespannt
Eine Stichprobe unter den namentlich aufgezählten Zulieferern ergab nur wenig Verständnis für das Schreiben der Werft. Selbst wenn an den Vorwürfen etwas dran sei, ist der Pranger der falsche Weg, so die mehrheitliche Meinung.
„Wer einen einzelnen Auftraggeber für die eigene Insolvenz in die Verantwortung nimmt, macht es sich etwas zu einfach“, sagte dazu etwa Frank Schneider, dessen Pirtek-Niederlassung in Duisburg zum Zeitpunkt des Interviews noch offene Forderungen gegenüber der Werft hatte.
Die auf ihr Geld wartenden Zulieferer ungefragt vor den Karren der Werft zu spannen, stellt für viele gleichfalls eine Unverschämtheit dar. Einige der Firmen erwägen bereits deshalb die Einleitung rechtlicher Schritte. Zum Teil seien bereits Inkasso-Unternehmen eingeschaltet.
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