Ladungswechsel beim Tankschiff? Kein Problem: Tankdeckel auf, Lüfter an und der Tanker ist mehr oder weniger schnell entgast. Gesund ist das weder für Mensch noch Umwelt. Und bald wahrscheinlich auch deutlich strenger geregelt. Aber wie sonst sollen Tankschiffe ihre gasförmigen Ladungsreste loswerden? In Kürze beim Tankmotorschiff „Reinhold Deymann“.
Seit Anfang Januar 2014 ist „Reinhold Deymann“ kein normales Tankschiff mehr, sondern eine schwimmende Entgasungsstation. An Deck steht ein weithin sichtbarer, blauer Spezialcontainer der Firma Vaporsol. Das Ziel des holländischen Unternehmens steckt im Slogan: „On a mission to zero emission“. Mit der aufwändigen Technik in dem Container ist das für Geschäftsführer Jos van de Rijt kein Problem. „Mit der von uns entwickelten Filtertechnik können wir die Ladungsdämpfe zu 99,97 Prozent reinigen“, erklärt van de Rijt.
Sauber, geruchlos und ohne Explosionsgefährdung
Die Gase aus den Ladetanks werden nahezu vollständig gereinigt, von üblen Gerüchen befreit und – ganz wichtig – unter den Grenzwert von zehn Prozent LEL (Lower Explosion Level) gedrückt. Dazu saugt eine Vakuumpumpe die Gase in den Container. Darin wird mit Hilfe einer flüssigen Spezialseife aus dem Gas ein Aerosol. Dieses wird dann durch mehrere Filter gedrückt, in denen die schädlichen Stoffe (bis 0,12 µm) kondensieren und schließlich in einen Auffangbehälter tropfen. Bis zu 700 Liter können so gesammelt werden. Dann wird das Gemisch zum Abtransport und zur Entsorgung in einen Intermediate Bulk Container umgeladen.
In einer Testphase sollen Technik und Bedienung der Entgasungsstation erprobt werden. Genauso wichtig sei es aber, ein Konzept für die organisierte Abgabe von Ladetankgasen zu entwickeln. Diese Aufgabe koordiniert Gert-Jan van Sierenberg de Boer, Geschäftsführer der TL Tanker Logistics GmbH aus Moers. „Ziel ist es, dass Tankschiffe spätestens bis zum flächendeckenden Verbot des Entgasens in die Luft, eine technisch einwandfreie Alternative haben“, sagt van Sierenberg de Boer.
Abnahme angesetzt
Ein mündliche OK für eine Abnahme in Duisburg hatte es schon Anfang der 8. Kalenderwoche gegeben. Inzwischen habe sich die zuständige Bezirksregierung laut van Sierenberg dazu entschieden, ein weiteres Gutachten anzufordern. Begründet wurde dies mit der für Deutschland unbekannten Technik.
Weil sich das weitere Genehmigungsverfahren dadurch deutlich verzögern kann, erwägt van Sierenberg, die Reinhold Deymann wieder nach Antwerpen zu schicken. Weil dort alle Genehmigungen vorliegen, hatten in Antwerpen auch schon Entgasungen stattgefunden. Die Tests würden in Belgien fortgesetzt, bis die deutschen Behörden zu einer Entscheidung gekommen seien.
Einen ausführlichen Beitrag zu diesem Thema lesen Sie in der nächsten Ausgabe von SCHIFFAHRT UND TECHNIK.
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