Auch wenn Förderprogramme des Bundes und der EU für saubere Binnenschiffe grundsätzlich technologieoffen formuliert sein sollen, steht selbst laut Dimitrios Theologitis tiefkalt verflüssigtes Erdgas (LNG) im Fokus. Das können Hans und Joachim Wilcke, Mitglieder des gas4ships-Netzwerks, nicht nachvollziehen. Zumal Vater und Sohn überzeugt sind, dass LNG in der Gesamtbilanz der Treibhausgasemissionen schlechter als Dieselkraftstoff abschneidet.
In seinem Positionspapier „LPG als Kraftstoff für die Binnenschifffahrt, eine umweltfreundliche und machbare Alternative“ von Anfang März kommt Hans Wilcke zu dem Schluss, dass LNG unter Berücksichtigung des Methanschlupfs 2,6 Prozent mehr Treibhausgase emittiert als Dieselkraftstoff. Auf der anderen Seite unterschreite das aus Propan und Butan bestehende LPG, auch Autogas genannt, den Diesel-Referenzwert um 18,8 Prozent.
In seiner Energiebilanzierung vom Bohrloch bis zur Verbrennung im Schiffsmotor geht Wilcke davon aus, dass in der Binnenschifffahrt genutztes LPG klimatechnisch günstig aus Erdgas, nicht aus Erdöl gewonnen wird. Unterschiedliche Wirkungsgrade von Otto- und Selbstzündermotoren oder hybriden Antriebskonfigurationen berücksichtigt die Argumentation nicht. Dennoch betont Wilcke: „Notwendig ist, die Energie- und Schadstoff-Bilanz von der Quelle bis zur tatsächlichen Nutzung am Propeller zu betrachten.“
Was Luftschadstoffe wie Schwefel- und Stickoxide sowie Rußpartikel angeht, seien alle aus Gas gewonnenen Treibstoffe geeignet, drastische Verringerungen zu erzielen. Das gelte für LNG ebenso wie LPG und den synthetischen Dieselersatz GTL. „Es fragt sich, ob der Schwerpunkt der Förderprogramme richtig gewählt ist“, schreibt Wilcke. „LPG wird unverständlicherweise von der Förderungen durch die EU wie auch durch Deutsche Institutionen für die Schifffahrt fast völlig missachtet.“ Entgegen anderen Aussagen bestehe weltweit ein LPG-Überschuss, eine Infrastruktur in Deutschland bestehe bereits für die zahlreichen PKW sowie für Koch- und Heizgas.
Umrüstungen müssen bezahlbar sein
Die strukturelle Überkapazität in der Binnenschifffahrt sowie die Zurückhaltung der Banken bei Neubauten bewirke, dass Schiffseigner lediglich zu Umrüstungen auf Gasantriebssysteme zu bewegen seien. Hier tut sich laut Wilcke ebenfalls LPG hervor, da die Investitionen durch geringere Kraftstoffkosten schneller wieder eingefahren werden könne. Modellrechnungen des gas4ships-Netzwerks ergäben Amortisationszeiten von drei bis fünf Jahren.
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