Bis 2020 könnten bis zu 2.300 mit verflüssigtem Erdgas betriebene Binnenschiffe auf dem Rhein unterwegs sein. Das sagte ZKR-Generalsekretär Hans van der Werf am 5. März auf der Vorbereitungsveranstaltung der LNG-Initiative Nordwest im ostfriesischen Leer. Mit dieser Initiative will das Maritime Kompetenzzentrum (Mariko) die Frage beantworten, wie Umrüstung und Neubau von mehr als 300 Schiffen pro Jahr vonstatten gehen können.
Sowohl in der See- als auch in der Binnenschifffahrt fehlen für einen Durchbruch von LNG als „grüneren“ Treibstoff noch einige Rahmenbedingungen, obwohl sich in den letzten Jahren bereits umfangreiches Fachwissen angesammelt hat. Deshalb ist Mariko-Projektleiterin Katja Baumann der Ansicht, dass bisherige Aktivitäten, Studien und Veranstaltungen nicht hinreichend strukturiert sind.
„Deutschland nimmt bisher eine abwartende Haltung ein“, mahnte die Leiterin des deutsch-niederländischen Zusammenschlusses Maritime Technologien und Innovationen (MariTIM) auf der mit rund 180 Teilnehmern ausgebuchten Konferenz. Das gelte auch für die deutsche ZKR-Delegation. Van der Werf hielt dagegen: Auch die Bonner Ansprechpartner würden sich der Bedeutung von LNG für die Binnenschifffahrt bewusst.
Mit Empfehlungen durch Kompetenzteams in den Sektoren Recht, Finanzierung, Technologie und Infrastruktur will die Initiative Behörden und Wirtschaft einen Leitfaden in die Hand geben. Dafür wirbt die Initiative um Mitarbeit von Betroffenen und Interessierten – und hat bereits EU-Fördergelder beantragt.
Aspekte: Von Methanschlupf bis Finanzierung
So gilt es beispielsweise, in den für die Übergangszeit nötigen Dual-Fuel-Motoren den klimaschädlichen Methanschlupf technologisch weiter einzudämmen. Diesen bezifferte Jan Tellkamp von Det Norske Veritas auf bis zu 16 Gramm pro Kilowattstunde bei frühen Umbauprojekten. Inzwischen bewegten sich die Motorenhersteller im einstelligen Bereich.
Eine weitere Herausforderung ist die Kontrolle des Boil-Off: Schließlich sollen austretende Gase weder Besatzung oder Passagiere gefährden, noch die Bebunkerung unnötig verlangsamen. Hier gelte es, Technologien sowie Bau- und Betriebsvorschriften unter einen Hut zu bringen.
Hinsichtlich Infrastruktur, Versuchsträgern und Förderung gilt Norwegen als europäischer Vorreiter. Als Best-Practice-Beispiel für LNG-Förderung stellte Helge Hoel den Nox-Fonds des norwegischen Wirtschaftsverbands NHO vor, dessen Gelder inzwischen zu 38 Prozent in LNG-Projekte fließen.
LNG-Fahrplan für die Binnenschifffahrt
Van der Werf geht unterdessen davon aus, dass bis 2014 rund 40 LNG-betriebene Schiffe mit Einzelgenehmigungen in Fahrt sein können. Einen Entwurf für technische Vorschriften will die ZKR im September vorlegen, die Festlegung könne im Juni 2014 erfolgen – weitere Anpassungen nicht ausgeschlossen. Um die anvisierten Ziele zu erreichen, müsse es jedoch bis Mitte 2014 zwei LNG-Bunkermöglichkeiten im Hinterland geben.
Weitere Details zum Thema gibt es in Ausgabe 3/2013 von Schiffahrt und Technik. Die Vortragsunterlagen hat das Mariko zum Download bereit gestellt.
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