Hafen Hanau: Weniger Tauben, mehr Angler

Hafen Hanau: Weniger Tauben, mehr Angler

Wo gehobelt wird, fallen Späne. Und wo Getreide und Futtermittel umgeschlagen wird, fallen Körner. Die rufen tierische Hafenbewohner und neue Interessenverbände auf den Plan. Mit zwei im Dezember vorgestellten, öffentlichkeitswirksamen Einzelmaßnahmen will der Hafen Hanau nun Umschlagunternehmen, Tierschützern und Anglern gerecht werden.

Große Taubenschwärme und ihre Hinterlassenschaften sind nicht nur lästig, sondern können auch Krankheiten übertragen. Klar, dass den Hafenanliegern viel daran liegt, dass Getreide, Mais, Lebensmittelverpackungen oder Tierfutter nicht mit den mehreren hundert auf dem Hafengelände lebenden Felsentauben oder deren Kot in Berührung kommen.

In der Luft, zu Land…

Um die Plage auf eine schonende Weise in den Griff zu bekommen, will die Hafengesellschaft im ersten Quartal 2012 ein Taubenhaus aufstellen. Dort sollen die Vögel gefüttert und angesiedelt werden, damit freiwillige Helfer einen Großteil des Brutgeleges durch Gipseier ersetzen können. Ziel ist es, die Population um drei Viertel zu verringern. Im Gegenzug für die Betreuung des Taubenhauses durch den örtlichen Tierschutzverein will die Hafengesellschaft dem Verein beitreten und jährlich 500 Euro spenden.

Was Ratten und Mäuse angeht, haben Tierschutzverein und Hafen bisher noch kein ökologisches Patentrezept parat: Die Nager, die laut Schätzungen der Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft allein in den Lagern deutscher Bauern jährlich Lebensmittel im Wert von über 100 Millionen Euro vernichten, werden weiterhin mit konventionellen Methoden bekämpft, damit sie nicht zur Gefahr für das Umschlaggut werden.

… und zu Wasser

Auch im und am Hafenbecken hat der Getreideumschlag tierische Folgen, wenn auch in harmloserer Form: Die Aussicht auf wohl genährte Fische weckt Begehrlichkeiten bei den Petri-Jüngern. Mit der Ausgabe von Erlaubnisscheinen ab Januar 2012 reagiert der Hafen auf die immer größer werdende Nachfrage. Zwar sei laut Hafen-Gefahrenabwehrverordnung das Fischen im Hafenbereich grundsätzlich untersagt. Die Stadt als Hafen-Polizeibehörde dürfe aber Ausnahmen gestatten. Andernorts hoffen nun Angler, dass weitere Häfen es den Hanauern gleich tun.

In Absprache mit dem Ordnungsamt und der Fischereizunft Steinheim stellt die Hanauer Hafengesellschaft nun Begehungsscheine für den Bereich zwischen Steinheimer Brücke und östlicher Hafenmauer aus. Für ein ganzes Jahr zahlt ein Fischer 40, für einen Tag fünf Euro. Hafenleiter Jörg Krieger zeigte sich gegenüber Bonapart zuversichtlich, dass sich Schiffer und Angler nicht in die Quere kommen werden: „Angler kommen meist nachts und am Wochenende – das stört den Umschlagbetrieb nicht. Und an den betreffenden Liegestellen haben Schiffe nach wie vor Priorität.“

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