Anders als auf dem Rhein sind Container auf der Donau eine Seltenheit. Besonders niedrige Durchfahrtshöhen und Fahrrinnentiefen machen einen wirtschaftlichen Boxentransport nahezu unmöglich. Ein europäisches Forschungsprojekt will das mit einem logistischen Gesamtkonzept ändern. Es umfasst Ansätze von der Infrastruktur über Logistikketten bis hin zu neuen Schiffstypen mit passendem Businessplan für Partikuliere.
„Development of a Next generation European Inland Waterway Ship and logistics system“, kurz NEWS, heißt das von der EU mit knapp 1,8 Millionen Euro geförderte Forschungsprojekt, dessen Teilnahme die Uni Duisburg-Essen am 23. Juli bekannt gab. Ziel ist die umfassende Weiterentwicklung des Transportsystems Wasserstraße anhand der Modellregion Donau. Daraus soll eine Gesamtstrategie abgeleitet werden, die sich auf Kanalgebiete oder Flüsse mit ähnlichen Problemen anwenden lässt.
Neuer Schiffstyp
Ein Aspekt des bis August 2015 laufenden Projekts ist die Entwicklung eines fluss- und containergerechten Schiffstyps, der bei 30 Prozent weniger Energiebedarf doppelt so viele Container als das durchschnittliche Donauschiff transportieren soll. Mit Ruderhaus-Platzierung am Bug und skalierbarem dieselelektrischem LNG-Antriebssystem am Heck erinnert der Entwurf an das im März getaufte Tankmotorschiff „Greenstream“. Ballasttank und Gangbord sollen in die Mitte des Schiffes verlegt werden. Die Internetseite des Projekts zeigt auch den Entwurf eines Autotransporters.
Die zugehörige Idee und auch ein Patent dazu stammen von Professor Herbert Klein und Richard Anzböck, die bereits 2009 die Grundidee zu einer Neukonstruktion des Rumpfes hatten. Ob sich auch kleine Unternehmen derartige Neuinvestition leisten können, soll ein speziell auf den Schiffstyp abgestimmter Finanz- und Businessplan aufzeigen.
Passende Logistikkonzepte
Die Konzeption einer passenden Logistikinfrastruktur soll für die zielmarktgerechte Einbindung der neuen Schiffstypen in intermodale Transportketten sorgen. Dazu will etwa der Duisburger Wirtschaftsgeograph Professor Rudolf Juchelka mit seinem Team 2.415 Donaukilometer auf bestehende Wassertiefen, Brückenhöhen, Schleusendimensionen und Wartezeiten untersuchen. Die Häfen werden auf Umschlagmengen und -plätze hin geprüft und ein Suprastrukturkonzept erstellt.
Europäische Projektpartner
Die Koordination des Projekts liegt bei Dr. Sandra Stein vom Institut für Managementwissenschaften der TU Wien. Zu den beteiligten Forschungseinrichtungen zählen das Institut für Wirtschaftsgeographie der Uni Duisburg-Essen, das Institut für Transportlogistik der TU Dortmund sowie die Technische Fakultät der Universität Novi Sad.
Partner aus der Wirtschaft sind die Ziviltechnikerkanzlei Anzböck, die First DDSG Logistics Holding, die Regionalentwicklungsagentur Westrumänien, die Lindenau Maritime Engineering and Projecting, die Intermodal Concepts & Management, die Projektkompetenz.eu. Unterstützend sind die Häfen Wien, Moldova Noua, Novi Sad und Enns sowie die Hitzler Werft, die Logistiker DHL und Senator International, das deutsche SPC, via Donau sowie Gas Natural Europe tätig.
Im Projektbeirat sind der Präsident des Instituts für den Donauraum Dr. Erhard Busek, der österreichische PIANC-Vorsitzende Otto Schwetz, der Generaldirektor der Donaukommission Dr. István Valkár, EBU-Direktor Anton van Megen, SEAT-Manager Dr. Andreas Tostmann und Binnenrederei-Consultingchef Dr. Werner Knoll vertreten.
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