Seit 2009 ruhte der Bau des Kraftwerksblocks Datteln 4: Umweltschützer und Anwohner hatten wegen Planungsfehlern geklagt. Jetzt geht es weiter: Seit dem 19. Januar liegt eine immissionsschutzrechtliche Genehmigung der Bezirksregierung Münster vor, teilte Betreiber Uniper mit.
Die Anlage soll je nach Quelle in der ersten Jahreshälfte 2018 oder in etwa zwei Jahren ans Netz gehen. Bei einem angegebenen Wirkungsgrad von bis zu 60 Prozent soll sie Strom und Fernwärme liefern. Gut für die Binnenschifffahrt: Datteln 4 liegt direkt am Dortmund-Ems-Kanal. Die Umschlageinrichtungen für Kohle und Reststoffe werden laut Betreiber nun fertiggestellt. Kraftwerksbefürworter Karl-Heinz Brausen schreibt auf seiner Website, die Belieferung solle nur in Ausnahmefällen per Bahn erfolgen. Zugleich gibt er ein paar Leistungsdaten des Hafens an.
Über den Kohlebedarf gibt es keine offiziellen Zahlen. Rechtsanwalt Philipp Heinz, der die Gegner vertritt, spricht von 3,5 Millionen Tonnen pro Jahr. Laut Befürworter Brausen liegt der Bedarf bei 360 Tonnen pro Stunde, was maximal 3,2 Millionen Tonnen pro Jahr entspricht. Ein Vergleich: Das Kraftwerk Duisburg-Walsum mit einer Feuerungswärmeleistung von 980 Megawatt und einer Netto-Nennleistung von 370 Megawatt in der Stromproduktion hat im Jahr 2007 rund 900.000 Tonnen Kohle verheizt. Datteln 4 verfügt über einen 2.400-Megawatt-Kessel und kann 1.052 Megawatt Strom abgeben.
Auslaufmodell Kohle?
Noch zählt Kohle mit einem jährlichen Transportvolumen von rund 35 Millionen Tonnen zu den wichtigsten Transportgütern der Binnenschifffahrt. Doch während Kohleimporteur Wolfgang Cieslik dem schwarzen Ladegut eine Bedeutung über das Jahr 2050 hinaus bescheinigt, rechnet Agora-Direktor Patrick Graichen aufgrund des anhaltenden Rückbaus mit der Abschaltung des letzten Kohlekraftwerks im Jahr 2038. Allein 2016 wurden 19 Kraftwerksblöcke vom Netz genommen, berichtet das Handelsblatt unter Berufung auf Zahlen der Bundesnetzagentur.
Den Trend belegen Zahlen von Kohleimporteuren und Zentralkommission für die Rheinschifffahrt. Dabei hatte die Branche auf ganz andere Zahlen gehofft. „Vor 15 Jahren haben wir geglaubt, es würden 54 neue Kraftwerke mit mehr als 50 Millionen Tonnen als jährliches Ladegut für Binnenschiff und Bahn aus dem Seehafen kommen“, berichtet Branchenexperte Dr. Kurt Schrömgens.
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