Crowdfunding: Virtuelles Gedränge statt Bank

Crowdfunding: Virtuelles Gedränge statt Bank

Hans Oosse und seine Lebensgefährtin Natascha van Neijenhoff haben einen Traum: ein eigenes Schiff. Und ein Problem: keine Bank, die den Traum finanzieren wollte. Den Traum aufzugeben war keine Option, also suchten sie eine alternative Finanzierungsmethode. Mit Erfolg.

Hans und Natascha, beide 26, stammen aus Schifferfamilien. Für den ins Auge gefassten 604-Tonnen-Kempenaar MS „Rio“ war eine Kreditsumme von 130.000 Euro erforderlich. 20.000 Euro hatten die beiden auf dem eigenen Konto. Aber weder die Rabobank, die ABN-AMRO noch die ING wollten bei der Finanzierung helfen.

Bei der Suche nach Alternativen fiel das Stichwort „Crowdfunding“. Der Begriff steht für Finanzierung durch die Crowd, englisch für Gedränge, Volk oder Haufen. Dabei werden über das Internet private Investoren gesucht, die sich an Projekten oder Unternehmen beteiligen wollen.

Alternative Crowdfunding

Für ihre Finanzierung nahmen die beiden Kontakt mit Weforsea auf. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Crowdfunding für Schifffahrt und Fischerei. Weforsea prüft und beurteilt die vorgelegten Projekte, hilft Businesspläne aufzustellen und regelt nach erfolgreichem Crowdfunding adminstrative Aufgaben, Finanztransaktionen und Steuerangelegenheiten.

Wird ein erfolgsversprechendes Projekt gestartet, plaziert Weforsea dieses auf dem Portal crowdpartners.nl. Neben Fakten und Zahlen ist auch die persönliche Botschaft wichtig, die vermittelt wird. „Der Weg über unseren Kooperationspartner Weforsea ist Voraussetzung für ein Finanzierungsprojekt. Wir haben zwar die technisch-administrative Expertise, Weforsea aber ist Fachmann für die Schifffahrt“, sagt Thomas de With, Geschäftsführer von Crowdpartners.

Am 2. April wurde wurde die Finanzierung unter dem Projektnamen Cuore Shipping gestartet, denn „Rio“ soll nach erfolgreichem Kauf in „Cuore“ umgetauft werden. Am 2. April waren bereits knapp 21.000 Euro eingesammelt. Und am 29. April war die gesamte erforderliche Kreditsumme von 130.000 Euro erreicht.

Die Investoren erhalten für ihr Geld 6,5 Prozent Zinsen. Deutlich mehr als bei jeder Bank. Um Risiko für die Geldgeber zu verringern, wurde das Schiff mit einer Vorrang-Hypothek besichert, die von einer Stiftung verwaltet wird. Diese agiert unabhängig und bietet den Investoren Sicherheit.

Kein billiges Geld

Neben den Zinsen ist für die Finanzierung einmalig eine Plazierungsgebühr und ebenfalls einmalig eine Erfolgsprämie von 3 bis 6 Prozent zu zahlen. Crowdfunding ist darum nicht unbedingt ein Weg zu ganz billigem Geld. Aber ein Weg der Türen öffnet, die mit klassischen Banken geschlossen blieben.

Mehr zum Thema lesen Sie in der nächsten Ausgabe von SCHIFFFAHRT UND TECHNIK.

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