Wissen, wo man zum Feierabend seinen Fuß oder ein Auto an Land setzen kann: In Zeiten knapper Liegeplätze ist das ein Wunsch vieler Binnenschiffer. Einen Schritt in diese Richtung haben die Wasserstraßenverwaltungen von Deutschland und Luxemburg im Rahmen des Projektes CoRISMa auf der Mosel erprobt. Noch bis Ende Dezember ist das im Sommer gestartete Pilotprojekt online für jedermann zugänglich.
Wer die Website lux.d4d-portal.info öffnet, erhält seit Anfang November zunächst eine Wasserstraßenkarte der Mosel. Um auch die Liegeplätze zu sehen, muss in den Kartenoptionen am rechten Bildschirmrand ein Häkchen an dem Punkt „Berths“ gesetzt werden. Dann zeigen sich einige Infrastruktur-Informationen wie Gesamtlänge des Liegeplatzes, Landgangs- und Autoabsetzmöglichkeiten, Landstrom- und Wasseranschluss oder das Vorhandensein von Beleuchtung. Das ist Stufe 1 des von River Information Services (RIS) gestützten Korridormanagements.
Abgedeckt: Infrastruktur und Verkehr
Stufe 2a betrifft die aktuelle Verkehrssituation: Setzt man auch das Häkchen „Berth occupation“, wird die aktuelle Belegung des Liegeplatzes in Prozent sichtbar. Ebenso die Länge und Breite der festgemachten Fahrzeuge. Diese Daten werden über AIS automatisch eingelesen. Weitere Details über die Schiffe lassen sich nicht abrufen. „Das wäre nicht datenschutzkonform“, erklärt Projektmanager Wieland Haupt. Er kommt von der WSV-Fachstelle Geoinformation Süd in Regensburg und betreut das CoRISMa-Pilotprojekt gemeinsam mit den Luxemberugern Max Nilles und Peter Bresseleers.
Neu ist das Prinzip nicht, die Luxemburger betreiben bereits ein System mit Liegeplatzreservierungsmöglichkeiten von bis zu vier Wochen im Voraus. „Erstmalig werden hier aber AIS-Daten zwischen zwei Staaten ausgetauscht“, so Bresseleers, der von der Firma Port Expertise kommt.
Sowohl Luxemburg als auch Deutschland betreiben laut der Auskunft bereits eigene AIS-Infrastrukturen mit lückenloser Abdeckung. Ob indes der Liegeplatz-Dienst nach Ende der Pilotphase fortgesetzt wird, entscheiden die Parlamente. „Es könnte sein, dass der Bundestag schon im Februar eine Entscheidung fällt“, hofft Haupt.
Probleme und Entwicklungmöglichkeiten
Damit das System funktioniert, müssen die AIS-Informationen korrekt sein. „Nicht immer hat der Schiffsführer eines Verbands seinen Leichter korrekt in den Transponder eingepflegt“, berichtet Haupt. „Dann wird die Auslastung falsch angezeigt.“ Für die Zukunft überlegen die Beteiligten, Optionen für das Teilen von Kontaktdaten oder Gefahrgut-Klassen für „Liegenachbarn“ einzurichten. Ebenso könnte das System zukünftig auch Tankerliegeplätze automatisch für Trockengüterschiffe freigeben, wenn weit und breit kein Tanker in Sicht ist.
Geplante Abfahrtszeiten (ETD) oder reservierte Zeiträume (ETA-ETD) im System wären für die Reiseplanung ebenfalls vorteilhaft. Das wäre nach Datenmodell die Stufe 2b: Verkehrsprognose beziehungsweise -planung. Doch während den Luxemburgern ein grenzüberschreitendes Liegeplatz-Managementsystem vorschwebt, will die deutsche WSV mit Blick auf die Personalkosten lieber bei einem Info-Dienst bleiben. Auf die Frage, ob das nicht wie in der Parkplatz-Sharing-App des Start-Ups Ampido elektronisch gelöst werden könne, antwortet Haupt: „Warum nicht? Da können wir bestimmt noch einiges von der Privatwirtschaft lernen.“
Lediglich mit Stufe 3 des Korridormanagements hat sich das Pilotprojekt nicht beschäftigt: Informationen für die verladende Wirtschaft. Doch auch diese Ebene ließe sich mittels entsprechenden Info-Accounts in den Informationsdienst integrieren.
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