Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert in einer Pressemitteilung vom 3. Februar einen CO2-ärmeren Güterverkehr, um die für 2050 angepeilten Klimaschutzziele zu erreichen. Alleiniger Lösungsvorschlag ist die Verdopplung des Schienentransports, die Binnenschifffahrt wird mit keinem Wort erwähnt. Das System Wasserstraße scheint für den Umweltschutz aktuell nicht relevant. Es engagiert sich ja auch kaum öffentlichkeitswirksam oder finanziell für dessen Belange.
Angesprochen auf die aktuelle Pressemitteilung, verweist BUND-Pressesprecher Rüdiger Rosenthal auf die geringe Bedeutung des Verkehrsträgers: „Wir konzentrieren uns beim Klimaschutz auf die Größten. Das sind, was die Klimagase angeht, Lkw, Pkw und Flugzeug. Die Lobby für die Schiene kennt sich außerdem mit Schifffahrt nicht aus und würde das ablehnen. Wir verfolgen jetzt nur eine Linie.“ Ob die Binnenschifffahrt in Zukunft eine stärkere Rolle spiele, konnte er nicht angeben.
Starke Bindung an die Schiene
Eine ähnlich starke Interessenvertretung wie die des Schienenverkehrs ist von Seiten der Binnenschifffahrt bisher nicht an die Umweltverbände herangetreten. Eine enge Kooperation mit der Bahn besteht dagegen bereits seit Jahren. Ein prominentes Beispiel ist die Umwelt BahnCard aus den Jahren 2005 und 2007. In einem Pilotprojekt stellt die Deutsche Bahn aktuell ungenutzte Flächen für den Naturschutz zur Verfügung. Zudem ist der BUND Gründungsmitglied der Allianz pro Schiene; jährlich treten Naturschutzverbände und DB zu einem Spitzengespräch zusammen. Nach diesem Vorbild sollte auch eine Verknüpfung von Binnenschifffahrt und Umweltschutz denkbar sein. Dann würde die Wasserstraße sicher auch mehr Beachtung in der Öffentlichkeitsarbeit der Naturschutzverbände finden.
Gemeinsame Basis vorhanden
Der EU-Klima- und Energierahmen sieht bereits für 2030 eine Senkung der Treibhausgase um 40 Prozent vor. Laut BUND und der Lobbyorganisation Allianz pro Schiene sei dieses Ziel durch den wachsenden Lkw-Verkehr gefährdet und nur durch eine Verlagerung auf die Bahn zu erreichen. Momentan liegt der Anteil der Schiene bei 17 Prozent des Gütertransports in Deutschland, obwohl die Bundesregierung bis 2015 ein Viertel angestrebt hatte. Damit sich dies ändert, fordern BUND und Allianz pro Schiene den Ausbau der Infrastruktur für längere Güterzüge, niedrigere Stromsteuern und eine stärkere Einbindung in die Klimapolitik.
Naturschutz lohnt sich
Neben den positiven Klimafolgen bringt eine stärkere politische Förderung wirtschaftliche Vorteile für die alternativen Verkehrsträger. Hier kommt allerdings die Frage auf, warum die Binnenschifffahrt in dem vom BUND befürworteten integrierten Mobilitätskonzept immer nur am Rande auftaucht. Schließlich sieht der Verein laut Website auch im Binnenschiffsverkehr eine Alternative zur Straße. Betrachtet man CO2-Emissionswerte und Schadstoffausstoß wie das Umweltbundesamt, schneiden Wasserweg und Schiene beide besser ab als der Straßenverkehr; in Sachen Lärmbelastung ist die Binnenschifffahrt nicht zu schlagen.
Binnenschifffahrt hat Nachholbedarf
Der Anteil der Binnenschiffe am deutschen Gütertransport beträgt zehn Prozent und geht derzeit sogar zurück. Ähnlich wie beim ebenfalls rückläufigen Schienenverkehr gibt es einige Verbesserungspotentiale hinsichtlich der Klimaverträglichkeit. In einem Positionspapier fordert der BUND gezielte Unterstützung bei der Modernisierung von Flotte, Technik und Häfen und sieht auch Verlagerungsanreize für Spediteure vor. Anderenfalls würde das Binnenschiff in Zukunft keine Marktchancen haben.Generell scheinen also genügend Anknüpfungspunkte für eine konstruktive Zusammenarbeit über einzelne Arbeitsgruppen hinaus vorhanden zu sein.
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