BDB fordert neue Schleuse in Scharnebeck

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Das Schiffshebewerk Scharnebeck bei Lüneburg kommt nicht aus den Schlagzeilen. Die 1974 errichtete Anlage, mit dem am Elbeseitenkanal ein Höhenunterschied von 38 Metern überwunden werden kann, ist verschlissen und baufällig.

Immer wieder kommt es deshalb zu ungeplanten mehrtägigen Reparatur- und Wartungsarbeiten, die die Schifffahrt im Hinterland des Hamburger Hafens komplett zum Erliegen bringen. Allein im August gab es deshalb an sieben Tagen Vollsperrungen. So lagen Anfang des Monats bei dem rund 60 Stunden dauernden Austausch der Tore knapp 80 Schiffe im Kanal fest, nur wenige Tage später sorgte eine defekte Dichtung für eine erneute Sperrung. Anfang September waren erneut knapp 50 Binnenschiffe an der Weiterfahrt gehindert.

225-Meter-Kammer statt Flaschenhals

Wirtschaftlich vertretbare Umfahrungen gibt es nicht. Die Kunden der Binnenschifffahrt sind verärgert, und die Schifffahrtstreibenden bleiben auf dem entstehenden Schaden sitzen. Die Trogkammerlänge von nur 100 Metern entspricht zudem auch nicht mehr den heutigen Schiffsgrößen. Das Schiffshebewerk wird damit zum Flaschenhals der Logistik.

Gemeinsam mit Hafengewerbe und verladender Wirtschaft fordert der Bundesverband der Deutschen Binnenschiffahrt e.V. (BDB) deshalb den schnellen Neubau einer Schleuse mit 225 Metern Kammerlänge. Die Bauvoruntersuchungen hierfür sind bereits abgeschlossen. Nun sei die Bundesregierung gefordert, schreibt der BDB in eine Presseinfo vom 2. September.

Bedeutung und Sperrzeit wachsen

Mehr als 12.500 Schiffe haben im allein vergangenen Jahr das Hebewerk passiert. Tendenz steigend, denn vor allem der Hafen Hamburg setzt auf den verstärkten Einsatz des Binnenschiffes, dessen Anteil am Transport der Container in das Hinterland mehr als verdoppelt werden soll. Die „Flickschusterei“ am Bauwerk vereitele aber diese Verkehrsverlagerung, so der BDB: Bereits seit dem Sommer 2010 wird der sogenannte Osttrog des Schiffshebewerks generalüberholt und ist deshalb außer Betrieb.

Bereits heute sei zu erkennen, dass sich die geplante Sperrzeit von 15 Monaten deutlich verlängern wird. Der gesamte Verkehr muss momentan – quasi einspurig – über den Westtrog erfolgen. Doch auch hier kommt es immer wieder zu verschleißbedingten Ausfällen. Auch dieser Trog muss saniert werden. Hafen- und Schifffahrtsgewerbe sowie die verladende Wirtschaft befürchten deshalb weitere Verzögerungen. Dieser unhaltbare Zustand gefährdet den Ruf der Binnenschifffahrt als verlässlicher Logistikpartner.

Kein Ersatz für die Schiffer

Den wirtschaftlichen Schaden, der durch den maroden Zustand der Bauwerke und die unplanbaren Vollsperrungen entsteht, ersetzt der Bund aber nicht. Dieser summiert sich bei mehrtägigen Sperrungen schnell auf sechsstellige Beträge: Ein stillliegendes Schiff kostet den Unternehmer täglich je nach Größe und Typ des Schiffes mindestens 1.500 Euro. Hinzu kommt die Sorge, Kunden zu verlieren, die auf verlässliche Lieferungen angewiesen sind.

Dieser Zustand ist für den BDB schlicht inakzeptabel: Engpässe in der Infrastruktur hindern die Binnenschifffahrt, das noch vorhandene Potenzial des Verkehrsträgers auszuspielen. Der BDB fordert die Bundesregierung darum erneut auf, verstärkt in die Flüsse und Kanäle zu investieren. Es reiche nicht, nur von Verkehrsverlagerungen zu träumen, es müssen auch die erforderlichen Ausbaumaßnahmen erfolgen.

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