Am 8. August hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) seine „Vision für Flusslandschaften in Deutschland“ veröffentlicht. Weil die Binnenschifffahrt in der „Studie zur Lage und zu den Perspektiven der Flüsse und Ströme in Deutschland“ nur als Störfaktor wahrgenommen wird, stößt die Veröffentlichung beim Bundesverband der Deutschen Binnenschiffahrt (BDB) auf heftige Ablehnung.
Grundsätzlich begrüßt der BDB die Auseinandersetzung mit der biologischen Vielfalt in deutschen Gewässern und die Entwicklung von Vorschlägen für Erhalt und Verbesserung der Flusslandschaften. „Bevor der BUND sich aber zu verkehrlichen und wirtschaftlichen Aspekten äußert, sollte er sich qualifizierten Rat einholen“, heißt es in der BDB-Meldung vom 16. August. „Die Aussagen zum zukünftigen Gütertransport sind grober Unfug und schaden dem Ruf des BUND als ernstzunehmender Gesprächspartner.“
Ökologische Bewertung „gründlich misslungen“
Im Hinblick auf den zu erwartenden wissenschaftlichen Anspruch einer Studie wirft der BDB dem BUND vor, von Güterschifffahrt, heutigem Schiffbau und von Maßnahmen für den ökologisch verträglichen Ausbau von Flüssen keine Ahnung zu haben. Aus Sicht des BDB negiere der BUND das Potenzial der Binnenschifffahrt einseitig und rede der Güterbahn unkritisch das Wort. Als mögliche Ursache sieht der BDB Spendengelder des DB-Konzerns an die Naturschutz-Organisation.
Ohne jeden Beleg bemühe der BUND erneut das seit langem gepflegte Bild der Naturzerstörung im Namen der Binnenschifffahrt. Die ökologische Bewertung dieses Verkehrsträgers sei dabei allerdings gründlich misslungen. Mit dem im Jahr 2007 erschienenen Gutachten von Planco Consulting habe sich der BUND nicht qualifiziert auseinandergesetzt. Das im Auftrag der Bundesverwaltung angefertigte Gutachten liefert Daten zu Landschaftszerschneidung, Flächenverbrauch, Treibhausgas, Verkehrslärm und Verkehrssicherheit der verschiedenen Verkehrsträger.
Gegenbeispiele des BDB
Beispielhaft führt der BDB die Nutzung der natürlichen Flußläufe an, die entsprechend der europäischen Wasserrahmenrichtlinie inzwischen fischdurchgängig gestaltet werden. Lediglich die Kanäle seien als zusätzliche Zerschneidungsachsen terrestrischer Flächen zu werten; ihre Netzdichte sei mit 0,005 Kilometer pro Quadratkilometer ist im Vergleich zu den anderen Verkehrsträgern allerdings vernachlässigbar gering.
Gegen ein überhöhtes Lob der Bahn spricht dem BDB zufolge die Lärmbelastung sowie das Verhältnis von Infrastruktur zu Verkehrsaufkommen: Obwohl die Bahn mit 34.000 Kilometer Gleisnetz über das Fünffache an Infrastruktur verfüge, stehe die Bahn im Modal Split lediglich um drei Prozentpunkte höher als das Binnenschiff. Vor diesem Hintergrund ist es für den BDB nicht nachvollziehbar, weshalb der BUND die Binnenschifffahrt als teilweise überflüssig und ökologieschädlich abqualifiziert.
Gegen die Behauptung, die Binnenschifffahrt sei „hoch subventioniert“, führt der BDB den Hochwasserschutz an, dem Investitionen in die Wasserstraßen ebenfalls dienen. Auch dienten in der Zeit von 2007 bis 2010 rund 80 Prozent der Investitionen allein dem Erhalt. Von 1991 bis 2004 seien die Bruttoanlageinvestitionen in die Wasserstraßen mit 12,4 Prozent im Vergleich zu Fernstraßen mit 38,4 Prozent und Schienenwegen mit 32,4 Prozent deutlich unterproportional und von einem erheblich niedrigeren Niveau gestiegen.
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