Ab dem 25. März nimmt die modernisierte Schleuse Diez wieder ihren Betrieb auf, meldete der Verband Pro Lahn. Damit ist die Lahn nach zwei Jahren Bauzeit nun wieder durchgängig befahrbar. Die Renaturierungspläne des Projekts „LiLa – Living Lahn“ wecken bei der Berufs- und Freizeitschifffahrt allerdings Bedenken, dass sie in Zukunft wieder mit Fahreinschränkungen rechnen müssen.
Auf der Lahn werden kaum noch Güter transportiert. Dagegen ist die knapp 70 Kilometer lange Strecke von Lahnstein bis zum Hafen Dehrn nahe Runkel bei der Sport- und Personenschifffahrt beliebt. Hier gibt es nur eine geringe Strömung und gleichzeitig mit 160 Zentimetern eine ausreichend tiefe Fahrrinne.
Seit 2014 war die 1928 erbaute Schleuse Diez bei Kilometer 83 wegen Sanierungsarbeiten gesperrt. Aus den geplanten sechs Monaten wurden wegen unerwarteter Untergrundverhältnisse knapp zwei Jahre. Zusätzlich ist das seit Februar generalüberholte Baggerschiff „Greif“ der Koblenzer WSA-Außenstelle Diez im Einsatz, um die Fahrrinne von Lahnstein bis zum Hafen Dehrn durchgängig befahrbar machen.
Kein Ende in Sicht
Mit längerem Ausleger und breiterer Schaufel kann der überholte Hydraulikbagger an Deck des „Greif“ die Zufahrten unterhalb und oberhalb der Schleusen nun schneller von Geschiebe befreien, das sich nach dem Winterhochwasser ansammelt. Bis zum Saisonstart am 25. März soll die Lahn wieder frei sein. Personenschifffahrtbetreiber Josef Vomfell hält das nicht für realistisch: „Bis jetzt sind wir von einer optimalen Fahrrinne noch meilenweit entfernt. Die Arbeiten werden bestimmt noch das ganze Jahr dauern und wenn sie unten angekommen sind, können sie oben wieder anfangen.“
Wie viele seiner Kollegen befürchtet er zudem Einschränkungen in den nächsten Jahren. „Für das Projekt LiLa soll die Fahrrinne bei Limburg von 1,60 auf 1,40 Meter abgesenkt werden. Das ist inakzeptabel. Der Tourismus ist in den letzten Jahren nachhaltig gestiegen, die folgenden Fahrverbote würden das wieder kaputt machen“, so Vomfell.
Angst vor Fahrverbot
Städte und Gemeinden an der Lahn profitieren vom Tourismusfaktor. Die hessischen Dienststellen stufen den Fluss aber von seiner Quelle bis nach Limburg als „erheblich verändertes Gewässer“ (HMWB) entsprechend der Wasserrahmenrichtlinie ein. Das EU-geförderte, integrierte LIFE-Projekt (IP) „LiLa – Living Lahn” der Länder Rheinland-Pfalz und Hessen, der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes und Bundesanstalt für Gewässerkunde soll die Lahn nun ökologisch aufwerten. Daraus könnten einschneidende Maßnahmen für die Schifffahrt und den Bootssport entstehen: Auf hessischer Seite sind die Schließung oder Verlagerung von Sportboothäfen und sogar das Einstellen der Schifffahrt im Gespräch. Die Rheinland-Pfälzer dagegen haben bei der HMWB-Ausweisung bereits darauf hingewiesen, dass die Freizeitschifffahrt nicht verlagert werden kann: Ökologische Verbesserungen dürften sich letztendlich negativ auf die touristische Nutzung auswirken.
Naturschutz und Flussfahrt vereint
Die Aussage des rheinland-pfälzischen Umweltstaatssekretärs Thomas Griese zur Bekanntmachung des Projekts LiLa Anfang Februar wertet der Verband Pro Lahn als der Entwarnung: „Mit dem LIFE-IP-Projekt nutzen wir die Chance, Naturschutz, Tourismus und Regionalentwicklung an der Lahn grenzüberschreitend voran zu bringen.“ Im Rahmen des Projekts soll ein Konzept für die Zukunft der Lahn entwickelt werden, das alle Beteiligten einbindet. Land- und Gewässernutzer, Naturschutz- und Tourismusverbände sowie Bürgerinnen und Bürger vor Ort sollen ihre Interessen einbringen können.
Konkret bedeutet das zum Beispiel den Umbau von Wanderhindernissen für Fische, einen verbesserten Hochwasserschutz und bessere Naherholungsmöglichkeiten für Wanderer und Wassersportler. Aber auch den Rückbau von nicht mehr benötigten Schleusen oder Wehren müsse man erwägen, wie Hans-Heinrich Witte, Präsident der Generaldirektion Wasserstraßen und Schifffahrt (GDWS) betonte.
Immerhin lässt die Ertüchtigung der Schleuse Diez auf einen schifffahrtsfreundlichen Kompromiss schließen. Für das auf zehn Jahre angesetzte LiLa-Projekt stellt die Europäische Kommission rund neun Millionen Euro zur Verfügung. Weitere etwa sechs Millionen Euro steuern die Projektpartner bei.
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