SMS absenden, 20 Sekunden warten, Klappe öffnen, Kabel anschließen. So einfach sollen die neuen Ladesäulen der Rheinwerke funktionieren. Eine vorherige Registrierung via Internet vorausgesetzt. Am 28. Oktober stellten die Partner des Joint-Ventures – das sind der Energieversorger Rheinenergie aus Köln und die Stadtwerke Düsseldorf – ihr Gemeinschaftsprojekt vor.
Mehr als ein Dutzend der Ladesäulen mit der Bezeichnung „Schiffs-TankE“ haben die Kooperationspartner bereits installiert. So wurden beispielsweise die alten Säulen im Kölner Rheinauhafen durch elf hochwassersichere Exemplare ihres Nachfolgemodells abgelöst. Im Niehler Hafen sind ebenfalls drei Säulen installiert. Während in Köln die Güterschifffahrt im Vordergrund steht, werden in Düsseldorf zunächst Fahrgastschiffsanleger ausgerüstet. Dereinst soll die Modellpalette auch die Versorgung von Sportbooten und Flusskreuzfahrtschiffen abdecken. Für letztere soll eine Pilotanlage in diesen Wochen im Winterlager in Niehl installiert werden. Auch am Kölner Altstadt-Ufer könnte bis zum Frühjahr ein Stromkasten entstehen. Gespräche mit der Stadt laufen. Weitere sind denkbar.
Exportprodukt
Mit der „Schiffs-TankE“ wollen Dieter Steinkamp, Vorstandsvorsitzender der RheinEnergie sowie sein Düsseldorfer Kollege Udo Brockmeier den Markt aufrollen, in dem etwa die Stadtwerke Würzburg bereits aktiv sind. „Auch wenn die Wasserstraße ein ökologisch günstigeres Transportmittel als Straße und Schiene ist, tut Optimierung not“, so Brockmeier. „Wir sehen da gleichzeitig ein interessantes Geschäftsmodell.“
Und das wollen die Rheinwerke auch aus dem Rheinland exportieren. Schließlich sieht eine EU-Richtlinie von 2014 Landstromanschlüsse für das TEN-V-Netz bis 2025 vor. Eine Ausschreibung der GDWS-Außenstelle West in Münster für die Landstromversorgung von Güterschiffen in Nordwestdeutschland erwartet man für Frühjahr 2016. 15.000 bis 20.000 Euro kostet die Installation einer Säule für die Güterschifffahrt; rund 100.000 Euro eine Station für Flusskreuzfahrtschiffe. Binnen fünf Jahren sollen sich die Geräte amortisiert haben.
Zu Anfang ist der Strom für die Güterschifffahrt jedoch kostenlos. Wann die Umstellung auf ein Bezahlmodell erfolgt, ist noch nicht klar. Von der Flatrate bis hin zur direkten Abrechnung mit dem „Hausstromlieferanten“ eines Schiffsbetreibers sei alles technisch machbar. RheinCargo-Geschäftsführer Wolfgang Birlin will das neue Angebot über die Hafenmeister an die Schiffsführer kommunizieren. Das Registrierungsportal ist in den Sprachen Deutsch, Englisch, Französisch und Niederländisch verfügbar. Eine Nutzungspflicht durchzusetzen, sehen die Beteiligten nicht innerhalb ihrer Zuständigkeit.
Ziel: komfortabel und sauber
„Allein in Köln gibt es pro Jahr mehr als 10.000 Schiffsbewegungen, viele davon im Herzen der Stadt“, so Steinkamp. „Da ist es uns ein wichtiges Anliegen, diesen Schiffen einen komfortablen Zugang zu sauberer Energie zu bieten.“ Wie sauber der Strom wirklich ist, hängt sehr von dem eingespeisten Energiemix ab. Doch neben erneuerbarer Energie weisen auch die modernen Gaskraftwerke in Lausward oder Niehl mit Kraft-Wärme-Kopplung in die richtige Richtung. Jedenfalls sollen sich an einer Anlegestelle für Flusskreuzfahrtschiffe mit Landstrom bis zu 120 Tonnen Kohlendioxid pro Jahr einsparen lassen, versichern die Verantwortlichen.
Was den komfortablen Zugang betrifft, entfällt für den Schiffer zwar der Gang zum Pförtner bei An- sowie Abmeldung. Das Handy muss er für das Öffnen der Säule aber selbst in die Hand nehmen. Die vorhandenen CEE-Anschlüsse mit 16, 32 und 63 Ampere dürften für die Güterschifffahrt genug Vielfalt darstellen. Welcher von drei möglichen Steckertypen für die Terminals der Kabinenschiffe zur Anwendung kommt, steht noch nicht fest. Fest steht jedoch: Der zentrale Leitstand für die Schiffs-TankE-Säulen ist in Köln beheimatet; eine Hotline für technische Fragen ist nach Düsseldorf geschaltet.
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