Mit Unverständnis hat der Filterhersteller Clemens auf die Äußerungen des Bundesverbands der Deutschen Binnenschifffahrt vom 24. Juli reagiert. „Die Kernaussagen der BDB-Verantwortlichen, Rußfilter seien nicht serienreif, störanfällig und mit erheblichem Mehrverbrauch verbunden, sind einfach nicht zu halten“, ist Frank Westphal, Prokurist des in Groß Kienitz ansässigen Unternehmens, überzeugt.
Wie berichtet, hatte der BDB im Vorfeld eines Pressetermins des Umweltbündnisses „Rußfrei fürs Klima“ die Durchführungsweise der öffentlichen Feinstaubmessung kritisiert und Schwierigkeiten bei der Nachrüstung von Schadstoffminderungssystemen aufgeführt. Westphal dagegen unterstreicht, die Technik müsse lediglich auf das Binnenschiff angepasst werden. Nachrüstungen an Bord der Fahrgastschiffe „Prenzlauer Berg“ und „Spree-Diamant“ haben dies nachgewiesen, so Westphal.
Verpasster Anschluss
Zwar könne man nicht erwarten, dass Kleinserien-Schiffsfilter zu Preisen von hundertausendfach gefertigten Straßenfahrzeugsystemen angeboten werden. Aber eine Förderquote von mehr als 50 Prozent zu fordern, sei auch mit europäischen Beihilferichtlinien kaum zu vereinbaren.
„Dem BDB sollte klar werden, dass es auf EU-Ebene verschiedenste Aktivitäten gibt, gesetzliche Rahmenbedingungen und Grenzwerte für alle Verkehrsträger weiter zu verschärfen“, holt Westphal aus. „Eine Branche, deren Emissionsgrenzwerte annähernd 20 Jahre hinter denen aktueller Nutzfahrzeuge hinterherhinken, sollte die ihr aktuell gebotenen Chancen und Fördermittel nutzen, technologisch den Anschluss herzustellen, bevor sie vom Gesetzgeber dazu verpflichtet wird und eine Förderung nicht mehr möglich ist.“ Anderen Experten zufolge müssten die Förderprogramme dann mindestens umständlich angepasst werden.
Aufgewirbelte Partikel
Die Messmethode des Umweltbündnisses erscheint auch Westphal diskussionswürdig. „Zu vielschichtig ist die Zusammensetzung innerstädtischer Feinstäube, die sich noch dazu besonders gerne in tiefen Lagen, auf Straßenoberflächen und Wasserstraßen sammeln“, so der Ingenieur. „Es ist immerhin vorstellbar, dass es sich bei den gemessenen höheren Konzentrationen auch um durch das Schiff aufgewirbelte Partikel handelt und nur marginal um unmittelbare Emissionen des Schiffes.“
Ein Umweltsünder sei die Binnenschifffahrt in ihrer Gesamtheit nicht, wobei tatsächlich noch Schiffe mit Dieselmotoren aus DDR-Produktion mit extrem hohen Emissionen in Berlin unterwegs seien. Das Schiff müsse seinen Beitrag zur Luftreinhaltung jedoch ebenso leisten wie Auto, Lkw, Notstromanlage oder Baumaschine.
Messbarer Erfolg
Zwar habe steigendes Verkehrsaufkommen die Gesamtrußemissionen trotz der Einführung von Abgasnachbehandlungsanlagen im Straßenverkehr stagnieren lassen, doch der verminderte Ausstoß der besonders gefährlichen polyaromatischen Kohlenwasserstoffe und der lungengängigen Kleinstpartikel dürfe als Erfolg gelten. „Ein Ansporn, auf dem eingeschlagenen Weg fortzuschreiten“, unterstreicht Westphal.
Der komplette Text „Stellungnahme und Richtigstellung aus Herstellersicht“ als PDF-Download
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