Über 350 Binnenschiffe sind mit dem niederländischen Green Award zertifiziert. Lediglich eine Handvoll davon fahren unter deutscher Flagge. Dabei bietet der Green Award eine günstige Möglichkeit, das Umweltbewusstsein des eigenen Unternehmens zu kommunizieren – und je nach Fahrgebiet sogar Kosten zu sparen.
Seit Anfang 2011 können auch Binnenschiffe eine Green-Award-Prüfung ablegen. Wenn der Antrag eingereicht ist, kommt für etwa drei Stunden ein Inspekteur an Bord. Der schaut beispielsweise nach, ob die Maschinenraumbilge sauber, das Grauwassersystem geschlossen, der Motor nach ZKR-II eingestuft und ein Kraftstoffzähler vorhanden ist. Ist das Pflichtenheft erfüllt beziehungsweise die notwendige Punktzahl erreicht, stellt das Bureau Green Award ein Zertifikat mit drei Jahren Gültigkeit aus. Kostenpunkt für die gesamte Aktion: 400 Euro.
Finanziell betrachtet
Die zertifizierten Schiffe erhalten nicht nur einen Wimpel für den Mast. Verschiedene niederländische Häfen bieten Rabatte auf die Liegegelder: 15 Prozent sind es etwa in Dordrecht, Moerdijk und Rotterdam, fünf bis sechs Prozent in Eemshaven, Delfzijl und Meppel den Zeeland Seaports. Am 5. Oktober haben Amsterdam, Bergen op Zoom, Utrecht, Limburg und die Zeeland Seaports ihre Bereitschaft erklärt, an dem Projekt mitzuwirken. Zwei niederländische Banken erstatten ihren Kunden sogar 50 Prozent der Zertifizierungskosten zurück.
Die Reederei Deymann ist eines von zwei deutschen Schifffahrtsunternehmen, dessen Flotte teilweise mit dem Green Award ausgezeichnet ist. Christoph Garrelmann aus der technischen Abteilung glaubt, dass sich Zertifizierungskosten und Rabatte während der Gültigkeitsdauer in etwa die Waage halten werden. „Wir kalkulieren im Moment mit einer schwarzen Null, aber das kommt natürlich sehr auf das Fahrtgebiet an“, so Garrelmann. Sechs von fünfzehn Deymann-Tankschiffen – alle ab dem Baujahr 2006 – haben den Green Award, darunter ein Koppelverband.
Bestätigung für die Besatzung
„Für die Besatzungen ist das eine tolle Bestätigung für umweltbewusstes Verhalten. Auch unsere Kunden nehmen den Award wohlwollend zur Kenntnis. Ob das ihre Entscheidung für oder gegen ein Schiff beeinflusst, können wir bislang nicht feststellen“, fasst Garrelmann zusammen und wundert sich, dass bis auf vier weitere Tanker von Lehnkering keine deutschen Schiffe in der Liste vertreten sind. „In unseren Nachbarländern scheint das Thema einfach populärer zu sein.“
Pflichtkriterium
Tatsächlich setzt in Deutschland kaum ein Hafen, Befrachter oder Verlader Anreize, ein besonders umweltfreundliches Schiff zu betreiben. Zu den Ausnahmen gehört die Gernsheimer Umschlags- und Terminalbetriebsgesellschaft (GUT Gernsheim). „Wir achten bei LKW- und Reach-Stacker-Neuanschaffungen auf neueste Umweltanforderungen. Das gilt auch für die Schiffe unserer Container-Liniendienste“, erklärt GUT-Geschäftsführer Velimir Krušlin auf Anfrage von Bonapart.
„Neuere Schiffe können die Anforderungen leicht erfüllen – also haben wir den Green Award für unsere Flotte zum Pflichtkriterium gemacht“, so Krušlin. Die GUT-Partnerflotte fährt vollständig unter niederländischer Flagge. Ein deutsches Gütermotorschiff mit Green Award sucht man bislang vergebens.
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