Hat er tatsächlich gerade „Industriedinosaurier“ gesagt? Hat er. Am 14. März steht Dirk Brömmel abends in der Kölner Lumas Galerie und präsentiert ausgewählte Arbeiten aus seinem neuen Fotobuch „Kopfüber“. Zur Perspektive ist damit alles gesagt: Vor 13 Jahren hat der Fotokünstler angefangen, Rheinschiffe zu fotografieren. Mit der Linse senkrecht nach unten.
„Jedes Kind und jeder Erwachsene lehnt sich hier über die Brüstung, schaut den Schiffen nach und fragt sich, wohin die wohl fahren mögen. Was da alles persönlich so mitschwingt, das muss ich doch als Ganzes einfangen können“, erläutert Brömmel den Gedanken, der beim Warten auf das richtige Licht auf einer Wiesbadener Rheinbrücke entstand. Das musste er in den folgenden Jahren gelegentlich auch den Ordnungshütern erläutern, denen der Mann mit dem seltsamen Stativ dort auf der Brücke verdächtig erschien.
Je nach Schiff und Geschmack drückt Brömmel auf den Auslöser. Mehrfach. Am Rechner entscheidet der studierte Fotograf und Kommunikationsdesigner hinterher, ob sich die Mühe lohnt, die bis zu 100 Einzelbilder zu einem hochauflösenden Schiff zusammen zu setzen. „Ohne Digitaltechnik wäre dieses Thema nur sehr schwierig umzusetzen“, ist der 46-Jährige überzeugt.
Motiv und Transportmittel
Rund 30 „robuste, mächtige Stahldampfer“, wie sie in der Ausstellungsbeschreibung heißen, hat Brömmel mit seiner speziellen Technik abgelichtet. Fünf davon zieren bis zum 27. April eine Wand in der Kölner Galerie. Ihrem Element entnommen und auf unterschiedlich intensive, einfarbige Flächen montiert. Durchnummeriert als Schiff #7, #11 oder #23. Eingerahmt und etwa zwei Meter lang jeweils für knapp 1.400 Euro zu haben.
Mit 45 Euro ist das zugehörige Buch deutlich günstiger. Noch im 1. Halbjahr 2014 soll das 160 Seiten starke Werk bei Kerber Photo Art erscheinen. In fünf Kapiteln zeigt es nicht nur Frachtschiffe und Personenschiffe auf dem Rhein, sondern auch Schiffe auf dem chinesischen Kaiserkanal, Gondeln in Venedig und die schwimmenden Märkte in Thailand. Das Schiff hat Brömmel um die Welt geführt – als Motiv und und streckenweise auch als Transportmittel.
Brömmel will dem Schiff auf jeden Fall treu bleiben – wenn auch nicht mehr so intensiv wie bisher. So widmet sich ein weiterer Teil seiner Arbeit etwa ausgemusterten MIG-Kampfflugzeugen. „Es gab Phasen, da habe ich fünf bis sechs Schiffe pro Jahr fertig gestellt. In Zukunft werden es vielleicht ein oder zwei pro Jahr“, so der gebürtige Bonner.
Zukunftsträchtiger Dinosaurier
„Binnenschiffe kommen schon ein bisschen altertümlich daher. Manche sehen zwar sehr modern aus. Aber mein Bild prägen die Oldtimer, die schon ganz ordentlich gegen die Flut ankämpfen müssen“, erläutert Brömmel seine Sichtweise auf den „nassen“ Verkehrsträger. Er teilt die Ansicht eines Kunstprofessors, das Motiv Frachtschiff in die gleiche Kategorie mit Industrieanlagen wie Hochöfen oder Kühltürme zu stecken. „Der Begriff ,Industriedinosaurier‘ passt hier einfach. Ich weiß aber schon, dass der Transport auf dem Wasser sehr zukunftsträchtig ist und hinsichtlich der Umweltbelastung in vielen Aspekten vorteilhaft ist.“
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