Taschenlampen flackern über die Achterschiffswohnung, der Backbord-Suchscheinwerfer strahlt ein Gebäude bei Rheinkilometer 651 an. Wütendes Niederländisch an Bord des Ankerliegers, die Uferpromenade menschenleer. Hier stimmt etwas nicht, sagt mein Verstand trotz des fortgeschrittenen Samstag Abends, lässt die Pedalkurbel stoppen und die Bremsen langsam zupacken.
Fast zeitgleich nähert sich ein Polizeiwagen vom anderen Ende der alten Kaimauer am Bonner Bogen. Kaum sind die Beamten ausgestiegen, setzt das Schiffsführer-Ehepaar zur Erklärung an. Aufgeregte Worte fliegen geschätzte 30 Meter über das Wasser. Eine Distanz, die keine 30 Minuten zuvor zwei Glasflaschen genommen haben. Die eine zerschellte unter dem Schlafzimmerfenster an der Wohnung, riss die Schiffer aus ihrer Nachtruhe. Die andere traf die Aluminium-Haut des Steuerhauses. Mindestens zweimal Lackschaden.
Hinweise mitgeliefert
Kurz nach Mitternacht manövriert das 135 Meter lange Gütermotorschiff vor den noch jungen Fahrgaststeiger. Auf einigen Dezimetern Abstand fixiert der Schiffsführer die Teleskopstelzen wieder auf dem Rheingrund. Unterdessen haben sich die Polizisten auf Anraten der Schiffer den Schlüssel für den Steiger vom Personal des Hotels oberhalb geholt. Über eine Leiter klettern sie an Bord, dokumentieren den Schaden. Und nehmen Hinweise auf die Werfer entgegen, die Stein oder Laserstrahl in der Regel nicht mitliefern.
Doch die Grußkärtchen aus den zersplitterten Postbehältern verweisen auf eine Hochzeitsgesellschaft, die gerade in dem angeleuteten Gebäude feiert. Flaschenpost statt Luftballons. Eigentlich eine nette Idee, die meisten Flaschen sind wohl auch im Rhein gelandet. „Tut uns Leid“, soll die Braut der Schifferin noch zugerufen haben, bevor sich die Gruppe nach der unglücklichen Grußaktion wieder in das Gebäude zurück zog. An ein Versehen glauben die Schiffer nicht. Eher an aufgetankten Übermut zweier Hochzeitsgäste.
Schlaflose Nacht
Warum Alkoholkonsum und Trunkenheit auf öffentlichem Gelände in Deutschland immer noch erlaubt seien, fragen die Schiffsleute. In den Niederlanden ist das inzwischen streng reglementiert. Auf deutschen Binnenwasserstraßen dagegen müsse man den ganzen Sommer über mindestens um die Fensterscheiben Angst haben. Dann ist nachts nicht einmal die Wasserschutzpolizeistation in Bonn besetzt, kritisieren sie. Die Kölner brauchten anderthalb Stunden Anfahrt mit dem Boot.
Die Bonner Polizei ermittelt nun wegen Verdachts auf Sachbeschädigung, bestätigt eine Polizeisprecherin später. Aus wessen Hand die beiden Flaschen kamen, ließ sich bisher nicht zuordnen. Zu viele Flaschen flogen gleichzeitig durch die Dunkelheit. Fragt sich dann auch, wessen Versicherung zahlt. An Schlaf ist für die niederländische Schifferin in dieser Nacht nicht mehr zu denken. Auch das Brautpaar wird schönere Erinnerungen an diesen Abend bemühen müssen.
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