Zu viele Opernhäuser, zu viele Flughäfen, zu viele Binnenhäfen. Ginge es nach Christoph Ingenhoven, müssten die Planer eines zukunftsfähigen Rheinlands erst einmal richtig aufräumen. Und den weltweit bekannten Strom als Markenzeichen fürs Wohnen am Wasser ausbauen. Eine öffentlichkeitswirksame Vision, mit der sich die Vertreter des Systems Binnenschifffahrt und die Landespolitik auseinandersetzen müssen.
Was der Star-Architekt aus Düsseldorf im Interview mit dem Bonner General-Anzeiger sagt, zeugt von wenig Verständnis gegenüber der Situation des „nassen“ Verkehrsträgers. „Wir haben von Bonn bis Duisburg 17 Häfen, die man konzentrieren muss – auch wenn es eine Lobby dagegen gibt, sich von einzelnen zu verabschieden“, so Ingenhoven über Deutschlands Schifffahrtsregion Nummer eins. Und weiter: „Mir kann keiner erzählen, dass die paar Schiffe ihre Container nicht woanders konzentriert abliefern können, aber das bedeutet natürlich auch, dass man vielleicht ein bis zwei Häfen tatsächlich auf allerneuestes Niveau bringt.“
Während die Landesregierung laut Hafenkonzept NRW die „landesbedeutsamen Hafenstandorte“ stärken will, entwirft Ingenhoven eine neue Firmenzentrale für Google. Seine Hochhäuser erhalten weltweit Preise, er gilt als Pionier für ökologisches, innovatives und ästhetisches Bauen. Dass große Zukunftsvisionen Platz brauchen und damit auch anecken, stört ihn weder am Stuttgarter Hauptbahnhof noch vor der eigenen Haustüre.
Umbau radikal
„Hier in Düsseldorf verhindern wenige Firmen in einem riesigen Hafen, deren volkswirtschaftlicher Nutzen nahe null ist, dass wir aus dem Hafen das schönste Wohngebiet Nordrhein-Westfalens machen“, sagt Ingenhoven. Schöner Leben am renaturierten Wasser? Das brauche es dringend, um die Region auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu halten. Genau wie einen Großflughafen – vielleicht bei Garzweiler – und enge Vernetzung interessanter Punkte zum Beispiel mit Hyperloop-Trassen.
In Aachen studieren, in Düsseldorf leben und binnen Minuten ein Konzert in Köln besuchen – man muss internationalen Spitzenkräften halt etwas bieten. „Was glauben Sie, wie schwer es ist für Henkel oder Bayer, einen herausragenden Vorstandsvorsitzenden zu bekommen und zu halten?“, fragt Ingenhoven den GA-Reporter. Da passen etwa das „randstädtische, halb industrielle Gebiet zwischen Köln und Bonn“ oder „ Stahlhandel in Sichtweite der Königsallee“ nicht ins Bild.
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