Schiffswerft Deutz: Flusskreuzfahrer auf zentrumsnahen Reparaturbetrieb angewiesen

  • Von Christian Grohmann
  • 30.03.2013
  • Häfen
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Schiffswerft Deutz: Flusskreuzfahrer auf zentrumsnahen Reparaturbetrieb angewiesen

Im Winter liegen fast ausschließlich Fahrgast- und Flusskreuzfahrtschiffe auf der Helling der Kölner Schiffswerft Deutz (KSD). Doch auch zwischen März und Oktober ist die 40-köpfige Belegschaft nicht nur mit Umbauprojekten und Klassenerneuerungen in der Tank- und Trockenschifffahrt beschäftigt. Das KSD-Führungsteam ist überzeugt: Besonders die weiße Flotte ist auf einen Reparaturstützpunkt in Zentrumsnähe angewiesen.

Wenn die Domstadtväter laut über eine Umnutzung des Mülheimer Hafens nachdenken, verschränkt KSD-Geschäftsführer Hans Klaus Sander die Arme. „Niemand käme auf die Idee, eine Autobahnraststätte von einem gut funktionierenden Standort in die Walachei zu verlegen und zugleich LKW-Parkplätze zusammenzustreichen. Logistik und Tourismus brauchen Infrastruktur. Das gilt für die Straße wie für die Binnenschifffahrt“, erklärt Sander.

Besonders die immer zahlreicher werdenden Flusskreuzfahrtschiffe profitieren von dem Hafenstandort in Mülheim: „Einmal über die Brücke – bei guter Verkehrslage sind unsere Mitarbeiter in fünfzehn Minuten an den Altstadt-Anlegern oder im Winterlager der Schiffe im Niehler Hafen“, beschreibt Sander. Und Schiffbauingenieur Frank Hebel bestätigt: „Viele kleine Schäden können wir direkt am Strom reparieren. Dafür müssen die Schiffe nicht einmal ihren Liegeplatz verlassen und die meisten Fahrgäste bekommen von den Reparaturen gar nichts mit.“

Schnell verlegt

Der größte Vorteil des am bundeseigenen Schutzhafen gelegenen Werftstandorts kommt jedoch zum Tragen, wenn Schiffe in der Saison wegen umfangreicher Reparaturen auf Helling oder Stevendock gelegt werden müssen: Während die Fahrgäste die Stadt besichtigen, stehen der Werft Zeitfenster von drei bis fünf Stunden zur Verfügung, um Schäden zu beseitigen.

„Da kommt es auf jede Minute an“, so Hebel. „Längere Verlegezeiten etwa nach außerhalb der Stadtgrenzen würden unsere Arbeit deutlich erschweren.“ Für Sander steht fest: „Köln ist die einzige Stadt am Rhein, in der hochkarätige Sehenswürdigkeiten und ein Reparaturbetrieb so dicht beieinander liegen. Bei dieser Kombination kommt kein Flusskreuzfahrt-Reeder umher, seine Schiffe in Köln anlegen zu lassen.“

Wirtschaftsfaktor Flusskreuzfahrer

Schätzungen zufolge laufen Flusskreuzfahrtschiffe jährlich bis zu 2.500 mal die Domstadt an. Selbst bei nur 100 Reisenden pro Schiff wären das 250.000 Tagesgäste im Jahr. Wenn jeder 50 Euro pro Tag in der Stadt ausgibt, wovon beispielsweise Bonner Tourismusexperten ausgehen, generieren die Flusskreuzfahrer einen Jahresumsatz von 12,5 Mio. EUR in Geschäften und Gastronomie. Da sollte man es den Reedereien so einfach wie möglich machen – und auch entsprechenden Service für die Wasserfahrzeuge sicherstellen, findet das Werftteam.

Gerne würde Sander auch die Arbeitsabläufe auf der Werft mit baulichen Mitteln verbessern. Die genehmigten Pläne für eine Spundwand am Kopf des östlichen Hafenbeckens, wo die Böschung der alten, nicht mehr genutzten Slipanlage unnötig Wasserfläche für sich beansprucht, liegen seit Monaten in der Schublade. Doch ohne Planungssicherheit will Sander nicht mit dem Bau beginnen.

„Die Spundwand würde uns 20 bis 30 m mehr Platz im Hafenbecken schaffen. Dann müssten wir bei Niedrigwasser nicht jedes Mal die davor liegenden 110-m-Schiffe verholen, um ein anderes Schiff auf die Helling zu legen“, unterstreicht Hebel. So lange Stadtplaner sich die Köpfe zerbrechen, nimmt die KSD nur die kleineren Erweiterungen in Angriff: Im letzten Jahr hat der hochwassersichere Bürocontainer-Komplex ein neues Archiv und einen zweiten Besprechungsraum erhalten.

Dialog soll noch 2013 starten

Doch es gibt auch Rückendeckung für Sander und die anderen schifffahrtsaffinen Hafenanlieger: Sowohl die für den Schutzhafen zuständige WSD West als auch die IHK Köln sprechen sich für eine Kompromisslösung aus, die eine teilweise Umnutzung bei gleichzeitigem Erhalt der Hafenfunktionen ermöglicht. Zu einer ersten konstruktiven Gesprächsrunde hatte die IHK Ende Oktober 2012 geladen.

Gegenüber der Kölnischen Rundschau sagte der städtische Baudezernent Franz-Josef Höing im Januar, der Mülheimer Hafen werde kein zweiter Rheinauhafen. In wenigen Monaten solle ein städtebaulicher Workshop stattfinden, damit die Planung noch 2013 Fahrt aufnehmen kann.

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