Mindestens 6.600 Beschäftigte haben direkt mit dem Transportwesen auf dem deutschen Teil der Mittel- und Oberelbe zu tun. Hinzu kommen 9.800 von Hafenwirtschaft und Binnenschifffahrt indirekt abhängige Arbeitsplätze. Das ist das Ergebnis der am 7. Juli veröffentlichten „Elbschifffahrtsstudie“, die Verkehrs-, Infrastruktur- und Wirtschaftsministerien aus Sachsen-Anhalt, Hamburg, Brandenburg und Sachsen bei der Hanseatic Transport Consultancy (HTC) in Auftrag gegeben hatten.
Die Studie mit dem Titel „Wirtschaftliche Bedeutung der gewerblichen Elbschifffahrt“ war in Auftrag gegeben worden, bevor das Beratergremium zum Gesamtkonzept Elbe seine Arbeit aufnahm. Der nun veröffentlichte Schlussbericht trägt ein Datum von Anfang Dezember 2015. Aufgrund der nur viermonatigen Vorlaufzeit griffen die Gutachter auf eine von der TU Hamburg-Harburg und dem Bundesverband Öffentlicher Binnenhäfen (BÖB) erstellte Erhebungsmethode zurück, die sie als geeignet einstuften.
Ebenso weisen sie darauf hin, dass eine längere Bearbeitungszeit wahrscheinlich eine größere Beschäftigungswirkung gezeigt hätte. Insgesamt gingen 431 Fragebögen an wasserstraßenaffine Unternehmen im Umfeld von 19 Binnenhäfen in die Post. Die Rücklaufquote betrug etwa ein Drittel. Das Umfeld der tschechischen Häfen wurde nicht betrachtet.
Schlaglichter
Der Studie zufolge sind knapp ein Drittel der direkt abhängigen Arbeitsplätze in den Bereichen Schwerlast und Windenergie angesiedelt. Für diese ist der Wasserweg mangels wirtschaftlicher Alternativen existenziell wichtig. Darüber hinaus sehen zwar viele in der Elbe einen Standortvorteil – insgesamt 62 Prozent der Umfrageteilnehmer messen dem Wasserstraßentransport eine hohe Bedeutung bei. Jedoch sagten 73 Prozent der Firmen, dass ihr Standort auch ohne Hafennähe Bestand hätte. In welcher Größe, lässt sich jedoch nicht feststellen. Die Mehrzahl der wasseraffinen Arbeitsplätze ist zwischen zwischen Magdeburg und Dresden zu finden.
Potenziale für weitere Beschäftigung und Transportmengen eröffnet die Studie ebenfalls, auch wenn diese nicht explizit betrachtet wurden. So erwarten 41 Prozent der Umfrageteilnehmer positive Beschäftigungseffekte, sobald die Elbe wieder verlässliche Mindesttiefen bietet. In den offenen Fragen eröffneten zwei Verlader, dass sie in diesem Fall rund 300.000 Tonnen auf das Binnenschiff verlagern könnten, um damit Straße und Schiene zu entlasten.
BÖB unterstreicht Bedeutung der Wasserstraße Elbe
BÖB-Geschäftsführer Boris Kluge nannte die ermittelte Beschäftigungszahl beeindruckend. „Sie zeigt, dass die Wirtschaft im Osten die Elbe als Verkehrsmittel und als Standortfaktor dringend benötigt. Es ist aus unserer Sicht unabdingbar, diese Arbeitsplätze zu erhalten.“ Auch Stefan Kunze, Vorsitzender der Elbe Allianz, sieht die Arbeit seines Vereins bestätigt. Beide weisen darauf hin, dass eine touristische Nutzung des Flusses nicht im Widerspruch zur Güterbeförderung auf dem Wasser stehe. Nun gilt es im Rahmen des Gesamtkonzept Elbe, diese Interessen ebenso genau zu erfassen und anschließend mit den Belangen des Naturschutzes unter einen Hut zu bringen.
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