Neues Schiffs-Wasch-System soll Umweltbelastung und Betriebskosten reduzieren

Neues Schiffs-Wasch-System soll Umweltbelastung und Betriebskosten reduzieren

Ein neues Dosierungssystem für die Schiffsreinigung hat die Firma H. Lohmann entwickelt. Bis voraussichtlich Mitte nächsten Jahres untersuchen die Schiffs- und Industrieausrüster gemeinsam mit fünf Projektpartnern, ob das System den Verbrauch von Reinigungsmitteln in der Binnenschifffahrt um mindestens 25 Prozent reduzieren kann. Erste Ergebnisse zeigen, dass in einzelnen Fällen bis zu 80 Prozent eingespart werden.

Reinigungsmittel mit einem Zehn-Liter-Kanister bedarfsgerecht dosieren? Keine leichte Aufgabe für die Schiffer-Azubis an Bord des Schulschiffs „Rhein“. Die Waage zeigt: Statt der für einen Zehn-Liter-Putzeimer nötigen 100 Milliliter ist es hier anderthalb mal soviel, dort knapp die doppelte Menge.

Sensibilisierung in Umweltfragen

Der Dosierungs-Selbstversuch auf dem Schulschiff ist Teil der „Beratung und Qualifizierung zum umweltgerechten Umgang mit Reinigungschemikalien in der Binnenschifffahrt“, die die Firma Lohmann in Kooperation mit dem Schiffer-Berufskolleg Rhein, den Berufsbildenden Schulen in Schönebeck, dem Schulschiff Rhein und der Imperial-Reederei durchführt. Bis Jahresende will Schulungsleiter und Lohmann-Außendienstmitarbeiter Andreas Wallmeier 480 Berufsanfänger und 120 Bordbesatzungen im Umgang mit Reinigungsmitteln sensibilisieren.

Mit der bedarfsgerechten Dosierung aus wieder verwertbaren 100-ml-Flaschen ließen sich viele Ziele verwirklichen, zeigt das Projektteam auf: Ressourcen und Gesundheit würden geschont, überdosierungsbedingte Rutschgefahr und Lackschäden vorgebeugt, Arbeitsgänge reduziert, Gewässerbelastung und Betriebskosten gesenkt.

Reduzierung um bis zu 60 Prozent

Finanziell unterstützt wird das Ende 2009 gestartete Projekt von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Die wissenschaftliche Begleitung übernimmt das Zentrum für Wasser- und Umweltforschung der Universität Duisburg-Essen. Laut ersten Hochrechnungen ließe sich der jährliche Verbrauch an Reinigungsmitteln in der Berufsschifffahrt auf deutschen Wasserstraßen von derzeit 524.073 auf 314.444 Liter reduzieren, wenn das Schiffs-Wasch-System eine 50-prozentige Marktdurchdringung erreicht.

Für den initialen Testlauf der „Shipclean“-Produktreihe kommt ein Reiniger für Deck und Aufbauten zum Einsatz. Weitere Reiniger für Ladungsbereiche oder Maschinenräume stehen ebenfalls in der Testphase. Preislich sollen die „Shipclean“-Systemboxen mit zwei Einsätzen zu je 32 Flaschen mit dem Preis eines Zehn-Liter-Gebindes konkurrenzfähig sein. Nach der Testphase will Lohmann das System allen kooperierenden Bunkerstationen zur Verfügung stellen. Dort sollen dann auch die Mehrweg-Komponenten ausgetauscht werden können.

Von Arbeitsschutz bis Umweltmanagement

Die kleinen Flaschen lassen sich leicht in Jacken- und Hosentaschen verstauen, so dass kein Kanister mehr aus dem Magazin und über das Schiff geschleppt werden muss. Das schont den Rücken und sorgt für weniger Arbeitsgänge. „Mit einer bebilderte Gebrauchsanweisung in dreizehn europäischen Sprachen kann sich kein Besatzungsmitglied mehr aus der Verantwortung stehlen“, betont Wallmeier. Ein Waschbuch ermöglicht der Besatzung, die Dosierung dem Verschmutzungsgrad anzupassen. Gleichzeitig können Partikulier oder Reederei die Bedarfsplanung optimieren und nachvollziehen, wer gewissenhaft mit den Reinigungschemikalien umgeht.

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