Die Beratungsunternehmen NEA, Via Donau, CE Delft, PLANCO und MDS Transmodal haben am 17. Januar einen Bericht zu den mittel- und langfristigen Perspektiven für die Binnenschifffahrt in Europa veröffentlicht. Die Studie wurde von der Europäischen Kommission finanziert. Im Einklang mit dem Weißbuch für Transport soll das Papier eine Grundlage für die Binnenschifffahrtspolitik bis ins Jahr 2020 bilden.
Zwei große Herausforderungen sind aus Sicht der Experten in den kommenden Jahren zu bewältigen: Einerseits geht der Anteil der Binnenschifffahrt am Gesamtverkehr schrittweise zurück, andererseits verschlechtere sich die Umweltbilanz der Binnenschifffahrt im Vergleich zum Lkw zunehmend.
Modal Split
In den zurückliegenden Jahren ist der Verkehrsträgeranteil schrittweise zurückgegangen. Und auch die mittel- und langfristigen Aussichten hinsichtlich des Anteils der Binnenschifffahrt sind rückläufig, sofern die Politik nicht gegensteuere. Im Vergleich zur Binnenschifffahrt erwartet das Braterkonsortium ein höheres Wachstum des Straßen- und Schienenverkehrs.
Schadstoffemissionen
Die zweite große Sorge ist der geringe Fortschritt bei der Verringerung der Schadstoffemissionen der Binnenschiffsflotte. Dazu gehören etwa Stickstoffoxide (NOx) und Feinstaub (PM2.5). Im Straßengüterverkehr sind modernere und sauberere Motoren wesentlich häufiger. Derzeit wird in vielen Fällen nur aufgrund des Größenvorteils der Schiffe verhindert, dass die Emissionen per Tonnenkilometer die des Straßenverkehrs nicht übersteigen.
In 2020 dürften die Emissionen per Tonnenkilometer aufgrund der schnellen Modernisierung der Lkw-Flotten in Europa allerdings auch in vielen Fällen im Straßenverkehr geringer als in der Binnenschifffahrt sein. Dementsprechend dürfte der gegenwärtige Wettbewerbsvorteil der Binnenschifffahrt hinsichtlich der Umweltwirkungen mittelfristig gefährdet sein.
Lösungsansätze
Das Konsortium schlägt verschiedene Politikpakete vor, mit denen den Herausforderungen direkt oder indirekt begegnet werden soll. Zudem sei es notwendig, die allgemeinen Marktbedingungen zu verbessern, um der Branche ein effizientes Arbeiten zu ermöglichen. Insgesamt haben die Berater mehr als 60 Vorschläge für Einzelmaßnahmenrichten an Europäische Kommission, EU-Mitgliedstaaten, Flusskommissionen, Gewerbe, Sozialpartner, Bildungseinrichtungen und Promotion Centern empfohlen.
Die wichtigsten Maßnahmen sind:
- Infrastrukturunterhaltung unterstützen und fördern, um Schiffen einen effizienten Betrieb mit hoher Nutzlast zu ermöglichen und die Anfälligkeit für Niedrigwasserperioden zu verringern
- Engpässe im Binnenwasserstraßennetz beseitigen und das europäische Wasserstraßennetzes durch Lückenschlüsse ausweiten
- River Information Services (RIS) voll entfalten und nutzen, um die Effizienz und Zuverlässigkeit zu steigern sowie Kooperation mit anderen Verkehrsträgern
- Entwicklung eines Netzes von Binnenhäfen hoher Qualität mit Logistikflächen am Wasser
- Verlader und Spediteure bei der Integration der Binnenschifffahrt in ihre Transportketten unterstützen
- Anreize für Schiffseigner zur Investition in moderne Motoren, alternative Brennstofftechnologien (z.B. LNG) und Nachrüstung von Technik sowie die Anwendung strengerer Vorschriften für neue und bestehende Schiffsmotoren schaffen
- Benchmarking- und Marktinformationsverfahren entwickeln, mit denen Entscheidungsfindung verbessert und die Risiken von Überkapazitäten vermindert werden können
- Europäische und nationale Personalgewinnungskampagnen unterstützen, die auf junge Menschen und Jobsuchende ausgerichtet sind, sowie Maßnahmen mit denen die Arbeitsbedingungen verbessert werden können
- Diskussion über Gebührensystemen für Wasserstraßennutzer vorbereiten
Den Abschlussbericht der Studie “Mittel- und langfristige Perspektiven der Binnenschifffahrt in der Europäischen Union” finden Sie hier.
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