„Es gibt immer den Einen, der unter Preis fährt.“ Und der ist leider auf allen 180 Ausschreibungsplattformen in der Logistik aktiv. Zu Lande wie zu Wasser. Gelten denn Qualität oder persönliche Beziehungen zu Zeiten von Einkauf 4.0 nichts mehr? Doch, ist Werner Geilenkirchen überzeugt. Ein Diskussionsansatz aus dem 6. BranchenForum LogistikMarketing.NRW – übertragen auf die Binnenschifffahrt.
Auf der Straße unterstützen Plattformen wie uShip, Teleroute, Timocom oder Freightos den Verlader, schnell und unkompliziert seinen Dienstleister zu finden. Doch gerade die neuen Portale mit ihren Bewertungsmechanismen trügen dazu bei, Qualität und Image wieder zu wichtigen Vertriebsargumenten zu machen.
Bewertungen auf dem Wasser
„Das ist etwas, was Konsumenten bei ebay oder Hotelportalen schon lange kennen und was die Kaufentscheidung über den reinen Preis hinaus beeinflussen wird“, so Herzig-Geschäftsführer Geilenkirchen, der die Veranstaltung am 20. September in Bochum moderierte. Nun ist die Auswahl an Frachtenbörsen auf den europäischen Wasserstraßen nicht so groß. Neben der unabhängigen Plattform Bargelink, die bereits seit über zehn Jahren läuft, entwickelt derzeit noch Imperial sein Freight Management System (IFMS). Beide Portale bieten derzeit nicht die Option, Lob oder Kritik an Geschäftspartnern für andere sichtbar niederzuschreiben.
„Alle Funktionalitäten werden erst Mitte 2017 zur Verfügung stehen, wenn sich die Verlader aufschalten können“, so Imperial-Sprecher Claus Grimm. „Allerdings ist IFMS kein statisches System. Eine Bewertungsfunktion ist sinnvoll und geplant.“ Für Bargelink-Geschäftsführer Axel Götze-Rohen sind Bewertungen bisher kein Thema. „Da habe ich schon ein paar mal drüber nachgedacht, sehe aber keine Notwendigkeit dazu.“ So enthält auch das kommende Update 10.0 kein Bewertungssystem.
Transparenz und Bewertungen: Chancen und Gefahren
Ob mit oder ohne Bewertungsfunktion: Eine größere Transparenz bieten die Plattformen in jedem Fall. Für die Teilnehmer wie potenziell auch für den Betreiber. Der einzelne kann darin seine Möglichkeiten sehen, Angebote und Dienstleistungen zu vergleichen. Oder eine Bedrohung für das eigene Geschäftsmodell. Und dann gibt es ja auch noch gezielt manipulierte Bewertungen, mit denen sich schon andere auseinander setzen mussten.
Ignorieren kann die neuen Kommunikationswege niemand, unterstrich Unternehmensberater Karl-Heinz Land auf besagtem Branchenforum mit roter Farbe: „Die Digitalisierung wird blutig. Noch blutiger wird es, wenn Sie nicht mitmachen.“ Der Mann zählt sich selbst zu den digitalen Darwinisten. In einem Punkt waren sich die 30 Veranstaltungsteilnehmer einig: Beständig ist nur der Wandel. Vielleicht nicht ganz. Den Einen, der unter Preis fährt, wird es vermutlich immer geben.
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