Zwei slowakische Schiffsführer haben am 21. Juli vermutlich den stark gestiegenen Donaupegel unterschätzt. Gegen 8.45 Uhr fuhr das Kreuzfahrtschiff „Serenity“ gegen die Luitpoldbrücke in Passau, um etwa 17 Uhr krachte das belgische Gütermotorschiff „Jane“ gegen eine Eisenbahnbrücke im Landkreis Bogen-Straubing, berichtete die Polizei.
Von Linz kommend fuhr die „Serenity“ am Donnerstag Morgen mit 170 Passagieren den Zielhafen Passau an, wo bereits Busse auf den Rücktransport der Reisenden warteten. Zu dieser Zeit betrug der Pegelstand etwa 6,50 Meter. Obwohl laut Polizei bereits bei der Kollision erster Aufbauten zu erkennen war, dass sich der Schaden am Schiff noch vergrößern würde, fuhr der 44-jährige Kapitän das gesamte Schiff unter der Luitpoldbrücke durch, anstatt anzuhalten. Dabei wurden Geländer und Sonnensegel über die gesamte Schiffslänge sowie der Ruderstand stark beschädigt.
Ersten Ermittlungen zufolge hat ein Matrose dem Kapitän offenbar einen falschen Pegelstand gemeldet. Diesen erwartet nun ein Ordnungswidrigkeitsverfahren. Den Sachschaden an dem Schiff einer niederländischen Reederei beziffert die Polizei auf 100.000 Euro. Bis die nötigen Reparaturen an einem Liegeplatz in Heining erfolgt sind, gilt für das Schiff ein Weiterfahrverbot.
An der Brücke entstand nur geringer Sachschaden, das Schiff riss mehrere Stromleitungen herunter. Bis 13 Uhr waren die Kabel wieder fixiert, so dass die Behörden den Schiffsverkehr zwischen der Schleuse Kachlet und der Ortsspitze aufheben konnten.
Jane-Havarie: Glück im Unglück für Kapitänsfamilie
Keine 100 Donaukilometer stromaufwärts kollidierte etwa acht Stunden später die mit einer Windradkraftanlage von 300 Tonnen Gewicht beladene „Jane“ mit einer Eisenbahnbrücke. Dabei riss sich das unter belgischer Flagge von Regensburg nach Russe in Bulgarien fahrende, knapp 90 Meter lange Schiff Dach und weitere Aufbauten weg.
Die am Bug installierte Radaranlage konnte der 42-jährige Slowake gerade noch einfahren, bevor er das Ruderhausdach samt Schiffsfunkanlage sowie die Endschalldämpfer der Auspuffrohre an die Brücke verlor. Seine gerade im Ruderhaus versammelte Familie, seine Ehefrau und drei Kinder, blieb unverletzt. Auf seinen Zuruf hin konnten sie sich noch rechtzeitig hinlegen.
Hubschrauber leistet Hilfe bei der Bergung
Wenig später erhielt die Einsatzzentrale des Polizeipräsidiums Niederbayern von der Leitzentrale des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Regensburg die Mitteilung, dass in der Donau das abgerissene Schiffsdach treibe. Ein Polizeihubschrauber spürte das Wrackteil auf trieb es mit dem Luftdruck der Rotorblätter ans Ufer. Dort barg es die Feuerwehr. Für das nun im Hafen Deggendorf liegende Schiff sprach die Wasserschutzpolizei Deggendorf ein Weiterfahrverbot aus. Der Sachschaden wird mit rund 30.000 Euro angegeben.
Berichte und Fotos der Passauer Neue Presse:
Kreuzfahrtschiff prallt auf Donau gegen Hängebrücke
Schiff kracht gegen Brücke: Familie entgeht Katastrophe nur knapp
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