Im Neuen Rheinhafen Speyer wollen die städtischen Verkehrsbetriebe eine neue Anlegestelle für Flusskreuzfahrtschiffe bauen. Die wasserrechtliche Genehmigung hat die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Süd am 8. Juni erteilt. Die Anlegestelle der „Pfälzerland“ und ein Ruheplatz für die Güterschifffahrt sollen weichen. Trotz des von Schiffern häufig beklagten Mangels an stadtnahen Liegestellen, sieht das Wasser- und Schifffahrtsamt die Situation vor Ort als nicht kritisch an.
Der im Bereich der Hafeneinfahrt geplante Kreuzfahrtanleger mit höhenverstellbarer Zugangsbrücke, Trinkwasser-, Strom- und Abwasseranschluss soll auch 135 Meter lange Flusskreuzfahrtschiffe aufnehmen. Es sollen weniger als 40 Quadratmeter Fläche außerhalb des Hafenbeckens beansprucht werden und nur geringe Umwelteingriffe erfolgen. Laut Report Speyer soll die Anlage 860.000 Euro kosten, öffentliche Fördermittel werden demnach nicht bereitgestellt. Die bisher vorhandenen Anlegestellen könnten laut SGD Süd-Vizepräsident Hannes Kopf die Nachfrage in diesem Sektor nicht mehr decken und seien für große Schiffe nicht ausgelegt.
Personen- und Güterschifffahrt müssen weichen
Engpässe für Ruheplätze sieht das rheinland-pfälzische Verkehrsministerium nicht. Das Liegestellenkonzept für Güterschiffe der Wasserstraßen und Schifffahrtsverwaltung (WSV) sehe im Nahbereich von Speyer derzeit 16 Liegestellen vor. Entsprechend des von Landes- und Bundespolitik befürworteten CO2-armen Güterverkehrs müssten diese eigentlich gefördert statt abgebaut werden.
Auf die Pläne im Speyerer Hafen hat das Landesministerium laut Pressesprecherin Susanne Keeding jedoch keinen Einfluss: „Dort liegt die Zuständigkeit ausschließlich in der Verantwortung des Hafenbetreibers. Das regeln das Landeswassergesetz und die Befugnis zur Nutzung eines Gewässers. Unsere verkehrswirtschaftlichen Belange sind dabei nicht ausschlaggebend.“ Dennoch sehe die WSV den Bau des Anlegers für Kabinenfahrgastschiffe positiv. Die Liegesituation für diese Schiffe auf freier Strecke im Speyerer Rheinbogen würde sich so entspannen.
Vorteile für Tourismus und Verkehr
Jörn Heilmann, Schifffahrtssachbearbeiter beim Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt (WSA) Mannheim kann die Investitionen von Stadt und Hafen im Tourismusbereich nachvollziehen. Der Zuwachs in der Flusskreuzfahrt sei groß, es bestehe erheblicher Bedarf an stadtnahen Landgangsmöglichkeiten. „Liegeplätze kann man eigentlich nie genug haben“, sagt Heilmann. Das gilt für alle Schifffahrtssparten.
Die veränderten Bedürfnisse der Güterschifffahrt erforderten dagegen einen Ausbau an anderer Stelle. Heilmann: „Der Bedarf an Übernachtungsliegestellen nimmt über längere Zeit wahrscheinlich ab, da die Schichtfahrt ausgeweitet wird. Die benötigt eher Autosteiger für den Personalwechsel.“ Nicht zuletzt für den lokalen Kies-Verkehr sei der betroffene Anleger im geschützten Speyerer Hafen dennoch interessant, da er nur zwei Stunden Fahrt von Mannheim entfernt liege.
Umsiedlung der Personenschifffahrt
Für die weichenden Liegeplätze gebe es laut Stadtwerken bereits Ausgleichsplanungen. Der laufende Fahrgastbetrieb sei zudem nicht von den Eingriffen betroffen, da es sich bei dem Anleger der Personenschifffahrt lediglich um einen Stilliegeplatz für die knapp 30 Meter lange „Pfälzerland“ handle. Derzeit liege bei der SGD Süd ein Genehmigungsantrag für eine andere Stelle im Rheinhafen vor. Personenschiffer Werner Streib rechnet allerdings mit rund 80.000 Euro Umzugskosten: „Das geht nicht, da wären wir bankrott.“ Allein die neuen Poller würden pro Stück je 15.000 Euro kosten. Die müsste er wohl selbst zahlen.
Lokale Ausweichmöglichkeit weiterhin offen
Auch die Güterschifffahrt muss sich mit Ersatzplänen noch gedulden. „Die betroffene kostenpflichtige Stillliegestelle wurde in der Vergangenheit mäßig genutzt, zumal sich noch weitere Stillliegestellen im Ölhafenbereich befinden“, so Stadtwerke-Sprecherin Sonja Daum. Streib gibt dagegen an, dass die Liegeplätze fast immer belegt seien.
Die gegenüber ansässige Braun Werft, die laut Dritter bei freien Kapazitäten Liegestellen in ihrem Werfthafen anbietet, möchte sich nicht näher zum Thema äußern. Sofern Umschlag und Liegeplatznutzung im Hafen Speyer zunehmen, bestünde laut Daum aber die Möglichkeit, eine andere Stillliegestelle zu finden. Ort und Datum sind aber noch offen.
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