Gemeinde Oberbillig bestellt erste Elektro-Fähre Deutschlands

Gemeinde Oberbillig bestellt erste Elektro-Fähre Deutschlands

Seit 1966 verbindet die Autofähre „Sankta Maria“ die beiden Ortschaften Oberbillig und Wasserbillig über die deutsch-luxemburgische Grenze hinweg. Ab November 2017 soll die Nachfolgerin an den Start gehen. Und zwar leise, energiesparend und feinstaubfrei ohne Dieselmotoren. Mitte November gab der Gemeinderat Oberbillig grünes Licht für die Bestellung.

Den Zuschlag für das Projekt erhielt die Formstaal-Werft aus Stralsund. Der Entwurf kommt von Schiffstechnik Buchloh aus Unkel am Rhein. „Bei der ersten Besprechung an der Mosel habe ich mir gedacht: Eine Elektro-Fähre wäre hier genau richtig. Es war nicht schwer, die Verantwortlichen für diese Idee zu begeistern“, berichtet Schiffbauingenieur Heiko Buchloh, der schon einige elektrisch betriebene Personenfähren mit Solarunterstützung realisiert hat. „Auch die Fördermöglichkeiten haben die Entscheidung erleichtert.“

Neue Erfahrungen mit erprobter Technik

Die Rahmenbedingungen passen: Die Strömung ist gering, die Überfahrt kurz, die tägliche Betriebszeit beträgt dreizehn Stunden. Da bleiben elf Stunden Ladezeit und genügend Reserven in den Stromspeichern. Diese werden zwecks Ausfallsicherheit in zwei voneinander getrennten Systemen und Räumen untergebracht. Buchloh verrät nur so viel, dass es definitiv keine schweren Blei-Akkus werden sollen. Warum keine Kondensatoren zum Einsatz kommen, wie sie etwa in Linienbussen eingesetzt werden? „Wir setzen hier lieber auf unsere Erfahrungswerte mit bereits an Bord erprobter Technik“, sagt Buchloh.

Geladen wird nachts am Oberbilliger Ufer, als Landanschluss stehen 63 Ampere zur Verfügung. Eine weitere Ladestelle gegenüber ließe sich optional einrichten. Tagsüber unterstützt eine Solaranlage die Energieversorgung. Deren Leistungsdaten sollen von der bis dahin verfügbaren Technologie und den tatsächlichen Platzverhältnissen abhängig gemacht werden. Windgeneratoren, wie sie etwa die „Hornblower Hybrid“ in der Bucht von San Francisco nutzt, wird es nicht geben. „Windkraftnutzung bedeutet auch Geräuschentwicklung“, begründet Buchloh. Die beteiligten Gemeinden wollen Rücksicht auf die Anwohner nehmen.

Auf den Einsatzort zugeschnitten

Aus dem gleichen Grund wird die Fähre auch nicht mehr Transportkapazität für Autos bieten – man will nicht zu viel Verkehr im Ort haben. Wie schon auf der Vorgängerin sollen pro Fahrt bis zu sechs Autos Platz finden. Die Maße des Oberdecks erlauben jedoch einen Weg zwischen den Fahrspuren und mehr Platz für nun bis zu 25 Fahrräder auf dem Seitenstreifen, der zudem einen kleinen Wetterschutz bietet. Die Tragfähigkeit ist mit 25 Tonnen angegeben, die höchstzulässige Personenzahl mit 45. Insgesamt ist die Fähre mit 28 Metern Länge über beide Rampen fünf Meter länger als die „Sankta Maria“. Die Breite wächst um zwei Meter auf 8,60 Meter.

Der Antrieb der bis zu 85 Zentimeter tief im Wasser liegenden Fähre erfolgt über vier Propellergondeln. Die Elektromotoren sind oberhalb im Schiffsrumpf untergebracht. Mit dieser Antriebskonfiguration bringt es die Fähre auf maximal 13 Kilometer pro Stunde. Die Vorgaben der Bauherren an die Batteriekapazität betragen 6,5 Stunden Fahrt bei fünf Kilometern pro Stunde. Schutzhafen und Reparaturwerft erreicht das Fahrzeug laut Buchloh damit auf eigenem Kiel. Für die Überführungsfahrt dagegen nimmt die Fähre auf einem Schubleichter Platz. Der Einsatz von Diesel-Generatorsets an Deck etwa für längere Fahrten ist nicht vorgesehen.

Gemeinsame Finanzierung

Insgesamt 1,5 Millionen Euro soll der Bau kosten. Da die Fähre laut Trierer Volksfreund mit mehreren hundert täglichen Nutzern einen jährlichen Ertrag zwischen 30.000 und 90.000 Euro erwirtschaftet, bilden Rücklagen aus Betriebseinnahmen in Höhe von 568.000 Euro den Grundstock zur Deckung der Kosten. Oberbillig zahlt einem aktuellen Bericht zufolge 137.000 Euro, die Gemeinde Wasserbillig leistet Nachbarschaftshilfe in gleicher Höhe. Die EU gibt 659.000 Euro aus dem Interreg-Fördertopf. Weitere Fördermöglichkeiten sollen geprüft werden.

Die Ausschreibung erfolgte europaweit. Eine elektrisch betriebene Autofähre gibt es sonst nur in Norwegen, wo seit 2015 die „Ampere“ auf der fünf Kilometer langen Relation Lavik – Oppedal verkehrt. In Sachen Umweltschutz bei Autofähren sind in Deutschland bisher die Stadtwerke Konstanz führend, deren Fahrzeuge mit Rußpartikelfiltern ausgestattet sind.

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